Die Kathedrale von Barcelona ist nach der heiligen Santa Eulàlia benannt, die mit 13 Jahren angeblich einen Märtyrertod starb und deren vermeintliche Überreste in der Krypta begraben liegen. Als offizieller Sitz des Erzbischofs von Barcelona, ist sie auch als Kathedrale La Seu bekannt (Seu = Sitz).
Die Kathedrale von Barcelona ist längst nicht so bekannt wie die Sagrada Familia. Dabei hat die Stadtverwaltung von Barcelona Anfang des 20. Jahrhunderts weder Kosten noch Mühen gescheut, um die Fassade der Kirche aufzupeppen und Besucher aus aller Welt anzulocken.
In diesem Beitrag erfahrt ihr ein bisschen über die Geschichte der Kathedrale von Barcelona und der Santa Eulàlia, aber auch über tanzende Eier und gehörnte Ehemänner. Natürlich erzähle ich euch außerdem, was es in der Kathedrale zu sehen gibt und welchen Blick ihr vom Dach erwarten könnt.
Geschichte der Kathedrale von Barcelona
Die Gotische Kathedrale
Die Kathedrale von Barcelona wurde im 13. Jahrhundert im katalanischen Gotikstil erbaut, der sich vom pompösen nordeuropäischen Gotikstil durch seine Schlichtheit unterscheidet.
Stolz wendet die Kathedrale ihre prachtvoll verschnörkelte Fassade Touristen und Instagrammern aus aller Welt zu, von denen die wenigsten wissen, dass die alt ehrwürdig wirkende Fassade erst 1913 festgestellt wurde. Davor ragte am Plaça de la Seu eine eher bescheidene Außenwand auf und auch der zentrale Turm war noch nicht fertiggestellt.

Mit Entstehung des wohlhabenden Bürgertums Anfang des 19. Jahrhunderts erwachte das Begehren, aus Barcelona eine international angesehene Weltstadt zu machen. Historische Städte mit architektonischen Schätzen wie Rom, London und Paris zogen scharenweise Städtereisende aus aller Welt an und die Bourgeoise von Barcelona platzte vor Neid.
Außerdem stand die Weltausstellung vor der Tür, die 1888 das erste Mal in Barcelona abgehalten wurde. Also wurde zusammen mit der Stadtverwaltung ein Marketing-Plan ausgeheckt, um die Stadt attraktiver für Besucher zu machen. Dafür wurde unter anderem das gesamte Viertel um die Kirche aufpoliert und "vermittelalterlicht", die Kathedrale ist heute das berühmteste Beispiel dieser Gotisierung.
Nach den Plänen des Architekten Josep Oriol Mestres wurde Ende des 19. Jahrhundert mit dem Bau der 40 Meter breiten, neugotischen Fassade begonnen. Gekrönt wird die Hauptfassade von den beiden Ziertürmen, mit ebenfalls neugotischen Stilelementen. Die Bauarbeiten endeten 1913 mit der Fertigstellung des Vierungsturms, der sich in der Mitte erhebt und der ursprünglich gedrungenen Kathedrale Höhe verleiht.
Hinter der Hauptfassade mit den neuen Türmen ragen noch die beiden ursprünglichen Glockentürme aus dem 13. Jahrhundert auf.

Was mit der Gotisierung der Kathedrale begann, endete in einer Monumentalisierung des gesamten Viertels, das die Kathedrale umgibt und führte zur Entstehung des gotischen Viertel von Barcelona.
Die frühchristliche Kathedrale
Erste Aufzeichnungen dokumentieren die Entstehung des Christentum in Barcelona auf Ende des 3. bzw. Anfang des 4. Jahrhunderts und die "Kathedrale des heiligen Kreuz" (Santa Creu) wurde im Jahr 599 das erste Mal offiziell in religiösen Schriften erwähnt.
Aktuelle Ausgrabungen unter der Kathedrale bestätigten mittlerweile die Existenz einer frühchristlichen Kirche aus dem 4. Jahrhundert (um das Jahr 343).
Im Jahr 877 wurden nach der Legende die sterblichen Überreste der Santa Eulàlia aus der Basilika Santa Maria del Mar im Stadtteil El Born in die Kathedrale von Barcelona überführt, um sie vor muslimischen Eroberern zu retten. Heute trägt die Kathedrale den Namen der Schutzheiligen, deren Existenz allerdings umstritten ist, dazu später mehr.
Die romanische Kathedrale
Während der arabischen Invasion wurde die Kathedrale stark beschädigt und 1085 wurde eine neue, romanische Kathedrale eingeweiht.
1298 wurde schließlich mit dem Bau der gotischen Kathedrale begonnen, für die die Überreste der romanischen Kirche als Fundament dienten. Die Ausrichtung der heutigen Kathedrale stimmt mit dem Grundriss der romanischen Kirche überein, so wurde zum Beispiel der Chorumgang um die ehemalige romanische Apsis gebaut.
Die Konstruktion der gotischen Kathedrale dauerte 150 Jahre und wurde 1449 abgeschlossen. Nur die schlichte Hauptfassade blieb lange Zeit unvollendet und wurde erst über 500 Jahre später fertiggestellt.
Die Glockentürme und die Glocken
Die beiden neuen Ziertürme, die an beiden Seiten der neugotischen Fassade aufragen, sind vom Plaça de la Seu nicht zu übersehen. Dabei sind die Original-Glockentürme aus dem 13. Jahrhundert viel interessanter und historischer, wenn sie auch nicht so prächtig anzusehen sind.
An der Nordfassade der Kathedrale ragt der Stunden- oder Uhrtrum auf. Hier hängt die 3.5 Tonnen schwere Glocke Eulàlia, die zur jeden vollen Stunde schlägt. Die darüber hängende Honorata wiegt "nur" 750 kg und schlägt die Viertelstunden.
Die Vorgängerin der Honorata wurde während des Erbfolgekriegs geläutet, um die Bevölkerung von Barcelona zu einem Volksaufstand gegen König Felipe V. aufzurufen. Daraufhin wurde Honorata I. vom rachsüchtigen König "entführt" und eingeschmolzen. Aus dem Metall der Glocke wurden die Kanonen der Festung im Park Ciutadella gegossen, von wo das unterlegene Barcelona nach dem Krieg überwacht wurde.
Hinter einer geheimnisvollen Türe im Turm, auf der ein Zahnrad eingraviert ist, verbirgt sich das Uhrwerk, das die Glocken steuert. Das Uhrwerk wurde 1864 vom Schweizer Uhrmacher Albert Billeter gebaut und ist das sechste seiner Art. Das Flämische Uhrwerk, das zwischen 577 und 1864 die Zeit steuerte, kann im Historischen Museum (MUBA) von Barcelona besichtigt werden.
Das Uhrwerk war früher die Referenzuhr von gesamt Barcelona. Sie organisierte das Leben in der Stadt und informierte die Bürger unter anderem über die Marktzeiten und das Öffnen und Schließen der Mauerpforten. Eine Uhr mit Zifferblatt und Zeigern besaß die Kathedrale übrigens nie.

Der Turm auf der gegenüberliegenden Seite ist für das Geläute zu religiösen Anlässen wie Messen und Gottesdiensten zuständig. Aktuell hängen hier 11 Glocken, die aus verschiedenen Epochen stammen und allesamt weibliche Namen tragen.
Nach dem spanischen Bürgerkrieg verblieben nur 5 Glocken im Turm, von denen heute noch zwei aktiv sind. Die L'Angèlica, eine kleine Glocke die 1709 gegossen wurde sowie die klangvolle La Tomasa aus dem Jahre 1758, die nach der Honorata die bekannteste Glocke in Katalonien ist. Die ursprüngliche Tomasa aus dem Jahre 1539 zerbrach und wurde daraufhin neu gegossen. Die altehrwürdige Tomasa wird nur zu speziellen Anlässen geläutet.
Nach dem Bürgerkrieg wurden insgesamt acht neue Glocken gegossen und drei der fünf nach dem Krieg heilgebliebenen Glocken wurden ausgetauscht. Die größte ist die Montsserat, die dem Glockenturm 1998 hinzugefügt wurde.
Die traurige Geschichte der Santa Eulàlia von Barcelona
Santa Eulàlia ist die Schutzheilige von Barcelona. Beziehungsweise eine der Schutzheiligen, sie teilt sich diese Ehre nämlich mit zwei weiteren Patronen, der Jungfrau Mare de Déu de la Mercè, welche die Stadt 1678 von einer Heuschreckenplage rettete sowie der erst kürzlich wieder eingeführten Santa Padrona, auch bekannt als die Jungfrau des Wassers und zuständig für alles Maritime.
Der Legende nach war Santa Eulàlia ein wortgewandtes und willensstarkes junges Mädchen, das sich während Christenverfolgungen in Barcelona gegen die römischen Besetzer auflehnte und sich weigerte, ihrem Monotheismus abzuberufen (das Problem das die eigentlich toleranten Römer mit dem christlichen Gott hatten war, dass er keine anderen Götter duldete). In Folge dessen wurde Eulàlia dreizehn qualvollen Martyrien ausgesetzt, eins für jedes Lebensjahr, die mit ihrem Tod am Andreaskreuz endeten.
Das ist zumindest die offizielle Geschichte, denn die Existenz der Santa Eulàlia von Barcelona ist umstritten. Ihr Leben und Leiden erinnern stark an die Geschichte der Santa Eulàlia von Mérida, die chronologisch früher einen verdächtig ähnlichen Märtyrertod starb. Über Letztere liegen offizielle Aufzeichnung vor, während die Geschichte der Santa Eulàlia von Barcelona nur mündlich überliefert wurde. Vermutlich wurde Santa Eulàlia von Mérida aufgrund ihrer inspirierenden Tugend und ihres tragischen Todes von der Stadt Barcelona als Heilige adoptiert.
Die dreizehn Gänse der Kathedrale
Im Innenhof des Kreuzgangs der Kathedrale leben 13 weiße Gänse, die das Alter und die Unschuld der Santa Eulàlia symbolisieren. Ob das laute Schnattern der Gänse die Märtyrerin nachträglich warnt doch lieber ihren Schnabel zu halten, ist Interpretationssache.
Früher dienten die Gänse auch einem ganz praktischen Zweck: mit lautem Schnattern warnten sie vor Dieben, die sich von den Schätzen der Kathedrale angezogen fühlten.

Besichtigungszeiten und Tickets
Montag - Freitag: 9:30 Uhr - 18:30 Uhr (letzter Einlass 17:45 Uhr)
Samstags: 9:30 Uhr - 17:15 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)
Sonntags: 14:00 - 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:30 Uhr)
Mit der Eintrittskarte erhält man Zugang zur Kathedrale, dem Kreuzgang und der Dachterrasse. Auch ein Audioführer ist im Ticket beinhaltet.

Während Gottesdiensten kann die Kathedrale zur Andacht kostenfrei betreten werden.
Eingänge zur Kathedrale
Der Haupteingang der Kathedrale befindet sich an der neugotischen Fassade an der Plaça del Seu.
Durch das Portal de Sant Ivó an der Nordfassade gelangt man ins Querschiff der Kathedrale. Dabei handelt es sich um die älteste Pforte der Kathedrale aus dem Jahr 1298. Einige Bauelemente sind sogar noch älter und höchstwahrscheinlich Überbleibsel der romanischen Kathedrale. 500 Jahre lang war das Portal de Sant Ivó der Haupteingang der Kathedrale.
Über die Puerta de Eulàlia gelangt man vom Carrer del Bisbe in den Kreuzgang. Dieser Eingang ist barrierefrei und für bewegungseingeschränkte Personen geeignet.
Tickets für die Kathedrale Online kaufen
Anbieter | Preis | Werbelink |
---|---|---|
Barcelona Tourisme (Webseite auf Englisch oder Spanisch) | Preis: ab 16 EUR | *Zum Anbieter |
Tiqets (Webseite auf Deutsch) | Preis: ab 19 EUR | *Zum Anbieter |
Die Tickets können meist auch problemlos vor Ort gekauft werden, aber wenn ihr über meine Links bucht, unterstützt ihr diesen Blog.
Was es in der Kathedrale zu sehen gibt
Der Hochaltar und die Krypta
Im Inneren der Kathedrale liegen drei Kirchenschiffe im gotischen Baustil und eine Apsis mit Hochaltar und Chorumgang. Unter den Strebebögen entlang der Kathedrale und dem Kreuzgang liegen die Kapellen. Typisch für den gotischen Baustil sind auch die Galerien mit den großen Buntglasfenstern, die Tageslicht in die Kathedrale strömen lassen.
Der Hochaltar aus weißem Marmor misst c.a. 3 Meter und ruht auf zwei Kapitellen, die aus dem 6. Jahrhundert stammen und vermutlich Überbleibsel der frühchristlichen Kathedrale sind.
Unter dem Hochaltar lieg die Krypta der Santa Eulàlia, wo die Gebeine der Heiligen (oder einer anderen Person aus jener Zeit) in einem reich verzierten Alabastersarg verehrt werden können.
Insgesamt 140 Heilige sind in der Kathedrale auf Gemälden und in Form von Statuen dargestellt. Die am häufigsten abgebildete Heilige ist die Jungfrau Maria, dicht gefolgt von Santa Eulàlia, die man an der Märtyrerpalme in der Hand erkennen kann.
Kapelle des Santo Cristo de Lepanto
Die Capilla del Santo Cristo de Lepanto wurde 1407 erbaut und der gleichnamigen Christusfigur gewidmet. Die lange Zeit als "schwarzer Christus" bekannte Figur wurde vor kurzem restauriert und von ihren Schmutz- und Rauchschichten befreit, die sich über die Jahrhunderte angesammelt hatten. Zum Vorschein kamen die ursprünglichen polychromatischen Farbschichten, die den Christus wieder weiß erscheinen lassen.
Es wird vermutet, dass die Christusfigur an Bord des Flaggschiffs von Johann von Österreich (Juan de Austria) war, der die Flotte der Heiligen Liga in die Seeschlacht von Levanto gegen die Osmanen führte. Johann war der uneheliche Sohn von Kaiser Karl V., der ihn als Kind nach Spanien abschob, wo er später Befehlshaber der spanischen Flotte wurde.
Laut Legende wich die Christusfigur während einer Schlacht einer heransausenden Kugel aus, weshalb sie nun etwas geknickt am Kreuz hängt.
Die Kapelle ist auch als Capilla de San Olegario bekannt, nach dem Heiligen der hier begraben liegt. Vor der Heiligsprechung des ehemaligen Bischofs Olegario diente die Kapelle als Kapitelsaal der Kathedrale.
Der Chor und das Chorgestühl
Der Chor in der Mitte der Kathedrale ist eines der bemerkenswertesten Werke des katalanischen Gotikstils. Die Zinnenkränze des Chorgestühls wurden von dem deutschen Bildhauer Michael Lochner und seinem Schüler Johann Friedrich geschaffen. Michael Lochner wanderte 1483 nach Katalonien aus, wo er unter dem Namen Miquel Lluch an der Kathedrale arbeitete. Von ihm stammt auch das Relief der Pietà im Kreuzgang der Kathedrale.

Der Kreuzgang
Der im gotischen Baustil gehaltene Kreuzgang aus dem 14. und 15 Jahrhundert befindet sich an der selben Stelle, wo schon der ursprüngliche romanische Kreuzgang entlangführte. Er ist vom Querschiff der Kathedrale und über die Puerta de la Eulàlia zugänglich.
Entlang der vier Säulengänge liegen Kapellen, unter anderem die Kapelle der Santa Lucía, die ihren eigenen Zugang vom Carrer del Bispe hat. Wie die Kapellen im Inneren der Kathedrale waren auch die Kapellen im Kreuzgang verschiedenen Gilden und Handwerkerzünften gewidmet, die die wichtigsten Geldgeber zur Finanzierung der Kapellen waren.
In der Mitte des Kreuzgangs liegt ein Garten mit Orangen- und Mangolienbäumen, sowie ein Becken, in dem sich im Sommer die Gänse tummeln.

Der Kapitelsaal und das Museum
Der neue Kapitelsaal, der neben der Kapelle der Santa Lucía im Kreuzgang liegt, beherbergt das kleine, aber feine Museum der Kathedrale. Das interessanteste Relikt ist ein Taufbecken aus dem 11. Jahrhundert, das zwischen den Ruinen des romanischen Tempels gefunden wurde.
Ursprünglich befand sich hier die Suppenküche, wo Mahlzeiten für Bedürftige austeilt wurden.
Die Fuente des Sant Jordi und das tanzende Ei
Ebenfalls im Kreuzgang liegt die Fuente des Sant Jordi, oder der Brunnen des Sant Jordi.

An Fronleichnam (Día de Corpus Christi) wird der Brunnen mit Blumen und Früchten geschmückt und ein Ei auf die Springquelle gelegt. Warum fragt ihr euch? Da seid ihr nicht die Einzigen...
Der Ursprung der Tradition des tanzenden Ei ist nicht ganz klar. Einige sehen darin ein Symbol für den Kreislauf des Lebens, andere vermuten, dass es sich um einen Zeitvertreib aus dem Mittelalter handelt.
Es könnte natürlich auch sein, dass der Hausmeister der Kathedrale eines Tages die geniale Idee hatte, eines der Gänseeier auf den Springbrunnen zu legen, ohne zu ahnen, damit einen jahrhundertlangen Brauch ins Leben zu rufen.
Zum ersten Mal wurden Eier 1440 als Ausgabe für das bevorstehende Fronleichnamsfest in der Buchführung der Kathedrale aufgeführt. Aber es ist möglich, dass es den Brauch schon gab, bevor das Fronleichnamfest im 13. Jahrhundert eingeführt wurde.
Nur eins ist sicher, seit 1637 tanzt auf dem Fuente de Sant Jordi jedes Jahr zum Fronleichnamsfest ein Ei. Schafft es das Ei, den ganzen Tag auf dem Wasserstrahl zu tanzen ohne zu zerbrechen, gilt das als gutes Omen.
Ursprünglich war die Tradition auf den Brunnen im Kreuzgang der Kathedrale von Barcelona beschränkt. Seit dem 20. Jahrhundert hat sich die Tradition auf die ganze Stadt ausgeweitet. Unter anderem kann der Eiertanz auch im Poble Espanyol bewundert werden.
In Barcelona und Katalonien gibt es noch viele weitere seltsame Bräuche, zum Beispiel den Cagàtio, der zu Weihnachten Geschenke für die Kinder kackt.
Tipp: Im White Rabbit Museum werden viele dieser Bräuche auf unterhaltsame Weise dargestellt.

Blick über die Altstadt vom Dach der Kathedrale
Das Ticket für die Kathedrale beinhaltet auch den Besuch des Dachs. Der Aufzug liegt etwas versteckt in der Kapelle dels Sants Innocents, neben dem Portal del Sant Ivó. Vom Dach der Kathedrale kann man die Glockentürme aus der Nähe betrachten und den schönen Ausblick über das gotische Viertel genießen.

Verziert werden das Dach und die Türme von über 250 Wasserspeiern, die Fabeltieren wie Einhörnern nachgebildet sind. Sie verhindern, dass Regenwasser am Gemäuer herunterläuft und halten nebenbei noch das Böse fern.
Die geheimnisvollen Schnecken der Kathedrale
Um die Bedeutung der Skulptur eines sonst eher unscheinbaren Weichtieres am rechten Glockenturm räkeln sich viele Legenden.
Es wird gemunkelt, dass der Vorarbeiter während des Baus des Turms von der Untreue seiner Ehefrau erfuhr und eine Schnecke als Symbol des gehörnten Ehemanns in den Turm meißeln lies (die Antennen der Schnecke sollen die Hörner darstellen). Ohne Fernglas ist die Schnecke leider kaum zu erblicken.
So gerne diese Geschichte wiederholt wird, so unwahrscheinlich ist sie aber auch. Denn auch wenn immer nur von der einen Schnecke am Turm berichtet wird, gibt es über die Kathedrale verteilt insgesamt 30 davon. Das verleiht der Theorie, dass die Schnecken an eine dokumentierte Schneckenplage während der Zeit der Bauarbeiten erinnern sollen, mehr Glaubhaftigkeit.
Aber Schnecken symbolisieren auch den Mond und den Zyklus des Lebens. Böse Zungen behaupten sogar, die Schnecken symbolisieren das langsame Voranschreiten der Bauarbeiten der Kathedrale.
Traditionen und Veranstaltungen
La Sardana
Im Sommer bilden sich auf dem Platz vor der Kathedrale jeden Sonntag vormittag mehrere Kreise, um die Sardana zu Tanzen. Wie beim Ringelrangenreihen fasst man sich hierbei an den Händen und geht zum Klang der Musik auf der Stelle. Je nach Alter und Motivation der Tanzenden geht das mehr oder weniger dynamisch vonstatten.
Hört sich nicht besonders spektakulär an, ist es auch ehrlich gesagt nicht. Aber im Urlaub ist ja man generell offener für Neues und wer etwas unverfälschte katalanische Kultur live miterleben und vielleicht sogar daran teilnehmen will, kann sich in die Ränke der Zuschauer oder der Tanzenden eingliedern.
Feste und Feierlichkeiten
Um den 12. Februar findet zu Ehren der Heiligen Santa Eulàlia in Barcelona das Winterfest statt. Mit Umzügen, menschlichen Türmen (Castellers), typisch katalanischen Tänzen (Sardana) und einem Feuerlauf (Correfoc), wird der Schutzpatronin von Barcelona bedacht. Die Feierlichkeiten finden erst seit 1980 statt und sind deutlich bescheidener als die Fiestas de la Mercè (der Co-Schutzpatronin von Barcelona).
Nicht nur die Heilige Eulàlia, sondern auch das Heilige Kreuz, das ebenfalls Teil des offiziellen Namens der Kathedrale ist, hat seinen eigenen Tag. Am 3. Mai wird am Tag des Kreuzes vom Dach der Kathedrale aus die Stadt gesegnet.
Über das "Tanzende Ei" im Kreuzgang der Kathedrale am Fronleichnamsfest wurde weiter oben schon berichtet.
Schließlich findet im Winter auf dem Platz vor der Kathedrale ein Weihnachtsmarkt statt, der nach der Heiligen Santa Lucia benannt ist (Fira de Santa Lucia). Man sollte sich darunter aber keinen deutschen Weihnachtsmarkt vorstellen, hauptsächlich kann man handwerklich angefertigten Kram und Spezialitäten aus der Region kaufen. Fressstände oder Glühweinstände in dem Sinne gibt es nicht.
Exorzismus in der Kathedrale
Wer sich besessen fühlte, konnte sich noch bis vor kurzem von Juan José Gallego den Teufel austreiben lassen. Er war der einzig vom Bischof befugte Exorzist Kataloniens, weshalb er einiges zu tun hatte. Selbst aus Madrid kam seine Kundschaft angereist, da Spaniens Hauptstadt über keinen eigenen Exorzisten verfügt. Der dominikanische Mönch führte seine Rituale von 2007 bis zu seinem Tod 2022 in der Kathedrale von Barcelona durch.
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