Die Casa Milà von Antoni Gaudí wird aufgrund ihrer ausladenden Steinfassade auch liebevoll La Pedrera genannt.
Ursprünglich war das aber abwertend gemeint, denn die Einwohner von Barcelona fanden, dass die Casa Milà einem "Steinbruch" ähnelte und nicht in das gutbürgerliche Stadtbild passte, schon gar nicht in eine so exklusive Wohngegend wie der Passeig de Gràcia.
Heute auf jeden Fall sind die Barceloner stolz auf ihre Pedrera, wie überhaupt auf alles, was Gaudí geschaffen hat.
Am besten, du machst dir selbst ein Bild der Casa Milà und ihrer ungewöhnlichen Fassade, denn die Casa Milà liegt direkt im Zentrum von Barcelona und ist gut zu Fuß und mit der Metro zu erreichen.
Wenn du dir überlegst, die Casa Milà von Innen zu besichtigen, erhältst du im Anschluss alle wichtige Info über Öffnungszeiten und Ticketpreise. Außerdem verrate ich dir in meinem Erfahrungsbericht, was es in der Pedrera zu sehen gibt und ob sich ein Besuch lohnt.
Passeig de Gràcia 92, 08008 Barcelona
Passeig de Gràcia L1 L2 L3 L4 R2
Hop On Hop Off Bus: Casa Batlló
Allgemeine Information für die Besichtigung der Casa Milà
- Im Inneren der Casa Milà dürfen keine Fotos mit professioneller Ausrüstung und Tripod gemacht werden
- Essen, trinken und rauchen ist im ganzen Gebäude nicht erlaubt
- Sperrige Rucksäcke müssen nach vorne getragen, oder in den Schließfächern zurückgelassen werden
- Die Casa Milà ist größtenteils durch Rampen und Fahrstühle für Rollstuhlfahrer zugänglich
- Die Audioführer sind für Hörgeschädigte mit Untertiteln auf Spanisch und Englisch verfügbar
- Hunde haben keinen Zutritt (ausgenommen Assistenzhunde)
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliatelinks. Wenn du deine Tickets über einen dieser Links buchst, bekomme ich vom Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Casa Milà Öffnungszeiten
Frühling und Sommer (4. März - 1. November 2024)
Täglich:
9:00 - 20:30 Uhr
Nachtbesuche:
21:00 - 23:00 Uhr
Herbst und Winter (4. November 2024 - 3. März 2025)
Täglich:
9:00 - 18:30 Uhr
Nachtbesuche:
19:00 - 23:00 Uhr
Die Besichtigungsdauer beträgt c.a. 1 - 1,5 Stunden.
Die oberen Etagen schließen 15 Minuten vor Schließung des Gebäudes.
Casa Milà - Eintritt und Tickets
Die Ticketpreise für die Casa Milà beginnen bei 25 EUR für ein Standard-Ticket, mit dem man Zutritt ins Innere und einen Audioführer auf mehreren Sprachen erhält.
Alle Tickets beinhalten den Eintritt der Casa Milà, inklusive:
- Patio der Schmetterlinge
- Typische, bürgerliche Wohnung jener Epoche
- Patio der Blumen
- Dachgeschoss mit Gaudí-Exposition
- Dachterrasse mit Schornsteinen (Weltraum-Ritter) und Blick über Barcelona
Die Tickets für spezielle, geführte Touren wie der Nachtbesuch oder Besuch bei Sonnenaufgang sind etwas teurer, lohnen sich aber vor allem in der Hochsaison, da die Führungen auf kleine Gruppen beschränkt sind und man die Casa Milà fast für sich alleine hat.
Bei den Preisen handelt es sich um Onlinepreise, am Schalter fallen 3 € Zuschlag an.
Standard-Ticket inklusive Audioführer (Casa Milà Essenziell)
Erwachsene: 25,- €
Kinder + Jugendliche 7-17 Jahre: 12,50 €
Studenten: 19,00 €
Senioren über 65 Jahre: 19,00 €
Personen mit Behinderung: 19,00 €
Residenten in Katalonien: 12,50 €
Kinder unter 7 Jahre: Gratis
La Pedrera Night Experience (geführter Nachtbesuch)
Diese aufregende Nacht-Tour führt durch die fast menschenleere Casa Milà. Vor allem die bizarre Landschaft auf der Dachterrasse erhält durch ausgeklügelte Beleuchtung nochmal ganz andere Dimensionen und zwischen den raunenden "Wächtern" fühlt man sich fast wie an einer uralten Ritualstätte, statt mitten in Barcelona.
Einziger Nachteil der Tour ist, dass sie nur auf Englisch oder Spanisch durchgeführt wird. Außerdem vermisst man Gaudí's cleveren Einsatz von Licht, was aber mit Videomapping und einem Glas Cava wettgemacht wird.
Vor allem wer sich nicht wirklich für Architektur interessiert, wird diese stimmungsvolle Nacht-Führung wahrscheinlich einem Tagesbesuch vorziehen.
Erwachsene: 38,- €
Kinder + Jugendliche 7-17 Jahre: 19 €
Residenten in Katalonien: 22,- €
Kinder unter 7 Jahre: Gratis
La Pedrera bei Sonnenaufgang (Sunrise Experience)
Geführte Tour auf englischer Sprache durch die noch geschlossene und stille Casa Milà. In kleiner Gruppe (manchmal nur 2-5 Personen!) hat man Gelegenheit, sich die Pedrera in Ruhe anzusehen, bevor sie später von Menschenmassen überrannt wird.
Zum Abschluss kann man je nach Jahreszeit den Sonnenaufgang von der fast menschenleeren Dachterrasse genießen und die wundervolle Aussicht auf Barcelona bestaunen.
Dieser Eintritt ist besonders im Sommer interessant, um die Menschenmassen und der knallenden Mittagssonne auf dem Dach zu umgehen.
Erwachsene: 39,- €
Kinder + Jugendliche 7-17 Jahre: 19,50 €
Kinder unter 7 Jahre: Gratis
Die Stiftung Fundació Catalunya - La Pedrera ist eine gemeinnützige Organisation und alle Einnahmen fließen in soziale, ökologische, pädagogische und kulturelle Projekte.
Online gekaufte Eintrittskarten werden direkt an die anzugebende E-Mail Adresse geschickt und können bei Besuch der Casa Milà entweder ausgedruckt, oder direkt auf dem Handy vorgezeigt werden.
Geschichte der Casa Milà
Ihren offiziellen Namen erhielt die Pedrera, wie damals üblich, von dem Herrn des Hauses, Pere Milà i Camps, einem einflussreichen Politiker und Industriellen. Dabei war die eigentliche Besitzerin seine Ehegattin Roser Segimon, die das Grundstück auf dem Passeig de Gràcia 1905 mit der Erbschaft ihres ersten, verstorbenen Gatten erwarb.
Beeindruckt von der Schönheit der nahegelegenen Casa Batlló, beauftragte das Ehepaar 1906 Barcelona's berühmten Architekten Antoni Gaudí mit der Errichtung eines Herrenhauses. Das Hauptgeschoss sollte der Familie Milà als Residenz dienen und der Rest der Wohnungen vermietet werden.
Verzögerungen beim Bau der Casa Milà
Der Bau erlitt über die Jahre mehrere Verzögerungen, da der unkonventionelle Gaudí sich weder an seine eigenen Pläne, noch an die von der Stadtbehörde unterlegten Vorschriften hielt und das Gebäude die Baubestimmungen in Höhe und Breite übertraf.
Den Milà-Segimons wurde eine hohe Geldbuße auferlegt, mit der Verwarnung, dass das Dachgeschoss samt Dachterrasse sonst abgerissen werden würde. Zum Glück bezahlten sie die Strafe und die Dachterrasse blieb erhalten. Allerdings war ihr Verhältnis zu Gaudí dadurch verständlicherweise stark strapaziert.
Die Behörde verhängte einmal sogar einen Baustopp, weil einer der Stützpfeiler zu weit auf den Gehsteig ragte, welchen Gaudí aber unbeeindruckt ignorierte.
Schließlich wurde entschieden, dass das Gebäude aufgrund seines monumentalen Charakters von den strikten Bauvorschriften freigestellt sei.
Das Ende einer Freundschaft
Aufgrund starker Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Innenausstattung, gab Gaudí die Leitung des Baus der Pedrera 1909 kurz vor ihrer Fertigstellung ab.
Das gab der bereits vorbelasteten Beziehung zwischen den Milàs und Gaudí den Rest und der Architekt musste später vor Gericht gehen, um sein Honorar einzuklagen. Nach der Rechtsprechung zu seinen Gunsten, spendete er den gesamten Betrag an die Jesuitengemeinde von Barcelona.
Vom Spottobjekt zum Weltkulturerbe
Nach ihrer Fertigstellung 1912 stieß die Casa Milà nicht nur auf Wohlwollen und war Anlass für viel Spott bei der Bevölkerung von Barcelona. Anwohner des Bezirks schnitten die Familie Milà, sie waren der Meinung, das seltsame, verschnörkelte Gebäude würde die Immobilienwerte im Viertel senken. Aus jener Zeit stammt auch der Name La Pedrera (der Steinbruch) den die Casa Milà heute voller Stolz trägt.
1946, sechs Jahre nach Milà's Tod, verkaufte Roser Segimor das Gebäude an eine Immobiliengesellschaft, lebte aber bis zu ihrem Lebensende in der Wohnung.
1984 wurde Casa Milà von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Im Jahr 1986 kaufte schließlich die Stiftung Caixa Catalunya das über die Jahre heruntergekommene Gebäude und ließ es 1987 komplett renovieren und u.a. ein Kulturzentrum darin unterbringen.
Die Casa Milà erhält jährlich über 1 Million Besucher aus aller Welt.
Die Bewohner der Pedrera
Die Familie Milà-Segimon, die auf der Hochparterre und der Hauptetage (Planta Noble) im ersten Stock des Gebäudes lebten, waren nicht die einzigen Bewohner der Pedrera.
Im Laufe ihrer Existenz wurden die Wohnungen und Räume der Casa Milà an verschiedene Unternehmen und Privatpersonen vermietet. Unter anderem waren eine Herberge, eine Bingohalle, ein Dating-Service, das Büro eines Hellsehers und selbst ein ägyptischer Prinz samt seines Harems über die Jahre hier untergebracht.
Während des Zivilkriegs wurde das Erdgeschoss von der sozialistischen Partei PSUC beschlagnahmt, die die Wohnung der Milàs als Hauptsitz nutzte. Die Familie Milà befand sich zu dem Zeitpunkt in ihrem Ferienhaus an der Costa Brava und kehrte erst nach Kriegsende zurück.
Heute wohnt in dem riesigen Gebäude nur noch eine Mieterin Vollzeit, die deshalb umso berühmter ist in Barcelona und sogar einen Roman, La última vecina (die letzte Nachbarin), veröffentlicht hat. Die Schriftstellerin lebt seit 30 Jahren in der Pedrera und hat sich mit der Tatsache abgefunden, sich auf dem Weg zum Supermarkt durch Massen von Touristen schleusen zu müssen.
Casa Milà Architektur und Struktur
Wer das Modell der Casa Milà im Espai Gaudí im Dachgeschoss von oben betrachtet, erkennt dass sich die Pedrera aus zwei Wohnblöcken zusammensetzt, jeder mit einem eigenen Eingang und Innenhof, die miteinander verbunden sind.
Sowohl Gaudí wie auch Milà waren sehr fortschrittliche Zeitgenossen und mit ihrem Denken den damaligen Zeiten voraus. Die Casa Milà war mit somit mit allem Komfort des "modernen" Lebens ausgestattet: Strom, heißem Wasser, einem Aufzugschacht (der Aufzug wurde erst später eingebaut) und einer Tiefgarage.
La Pedrera - Fassade aus Stein
Die Bauweise der Casa Milà spiegelt den naturalistischen Stil Gaudí's wieder, orientiert an den organischen und geschwungenen Formen der Natur, welcher in der Casa Milà perfektioniert wurde.
Von außen wirkt die Casa Milà wie ein riesiger Felsen, der von den unermüdlichen Wellen des Meeres poliert wurde. Der Effekt wird verstärkt durch die schmiedeeisernen Geländer der Balkone, die an Algen erinnern.
Die Steinfassade ist freistehend und übernimmt keine tragende Funktion, was ihre durchgehend gekrümmte, gewellte Form und die großen Öffnungen im Stein erlaubt. Gestützt wird das Gebäude durch Stahlträger, die hinter der Fassade verlaufen und mit der Innenstruktur verbunden sind.
Auch die Trennwände zwischen und in den Wohnungen haben keine strukturelle Aufgabe, wodurch eine freie Raumaufteilung möglich war.
Die Wohnungen
Die wellenhafte Struktur der Fassade setzte sich im Inneren der Casa Milà fort und übertrug sich auf die Gipsdecke, deren gerippte Struktur an den von Strömungen aufgewühlten Meeresboden erinnerte. An dekorative Säulen rangelten sich Algen empor und streckten sich an der Zimmerdecke entlang.
Diese Details waren besonders ausgeprägt in der Hauptwohnung, wo die Familie Milà-Segimon wohnte. Leider gingen die Geschmäcker von Antoni Gaudí und Roser Segimon bezüglich der Inneneinrichtung stark auseinander und nach dessen Tod ließ sie die Wohnung umgestalten, wodurch viele der ornamentalen Strukturen zerstört wurden. Andere wurden von Gips bedeckt und wurden später wieder freigelegt.
Da die Zimmerwände keine tragende Funktion besitzen, konnten die Wohnungen an die Bedürfnisse ihrer Bewohner angepasst werden. Tatsächlich weisen alle Stockwerke unterschiedliche Grundrisse auf und auch viele der Wohnungen sind individuell aufgeteilt.
Ecken und Kanten wird man in der Casa Milà schwer finden, sehr zum Verdruss von Frau Milà-Segimor. Eine nette kleine Anekdote erzählt, dass sich Milà's Gattin bei dem Architekten über einen Mangel an geraden Wänden beschwerte, um ihr Piano aufzustellen. Gaudí soll ihr darauf hin in seiner ironischen Art geraten haben, stattdessen doch Violine zu spielen.
Die Wohnung der Milàs erstreckte sich über zwei Stockwerke, der Hochparterre und dem ersten Stock, und war in insgesamt 35 Räume unterteilt.
Die Stockwerke darüber waren in jeweils in 3 oder 4 Wohnungen aufgeteilt, von denen jede ein Stückchen von der Außenfassade besass.
Die erste private Tiefgarage
Die Casa Mià war das erste Wohngebäude in Barcelona, dass eine Tiefgarage für Autos und Kutschen besaß. Die Stellplätze für die Fahrzeuge liegen unter den Patios und sind deren Grundrissen angepasst.
Milà ging bzw. fuhr übrigens mit der Zeit und war einer der ersten Personen in Barcelona, die ein Auto besaßen.
Die Innenhöfe - Licht und Luft
Das Patio der Blumen und das Patio der Schmetterlinge bilden die inneren Achsen der Pedrera und spielen eine große Rolle in der stützenden Funktion des Gebäudes.
Damals waren eigentlich viel kleinere Innenhöfe üblich, um hauptsächlich die Küchen und Bäder zu belüften, aber da die Pedrera von Säulen statt von Wänden getragen wird, konnte der innovative Gaudí es sich erlauben große Öffnungen in der Struktur für die zahlreichen Fenster zu lassen.
So verfügen fast alle Räume über natürliches Tageslicht und das ausgeklügelte Belüftungssystem machte eine Klimaanlage überflüßig.
Der Dachbereich
Gekrönt wird die Casa Milà vom Dachgeschoss und der Dachterrasse, das die Casa Milà wie eine riesige Isolierhaube schützt. Für zusätzlichen Schutz wurden die Schornsteine in Form von Wächtern gestaltet. Das ist zumindest die offizielle Interpretation der heutigen Besitzer der Pedrera.
Wie läuft die Besichtigung der Casa Milà ab?
Nach meinem letzten Besuch in der Casa Milà im Winter 2023, möchte ich gerne meinen Erfahrungsbericht aus erster Hand mit euch teilen. An diesem sonnigen Novembertag war relativ wenig los, es kann also sein, dass eurer Besuch etwas anders ablaufen wird (es gibt 2 Eingänge).
Unsere Online-Tickets habe ich über den Link gekauft, den ich euch in diesem Beitrag auch mehrmals zur Verfügung stelle, so konnte ich mich gleich selbst davon überzeugen, dass der Buchungsprozess reibungslos funktioniert.
In der Nebensaison war die Vorausbuchung nicht zwingend notwendig, aber am Schalter sind die Tickets 3 EUR teurer, wovon ich mir hinterher lieber ein Bierchen gegönnt habe.
Was ist im Eintrittspreis der Casa Milà inbegriffen?
Die Casa Milà ist riesig groß, allerdings erhält man mit dem Standard-Ticket nur Zugang zu den wichtigsten Bereichen:
- Patio der Schmetterlinge
- Typische, bürgerliche Wohnung jener Epoche
- Dachgeschoss mit Gaudí-Exposition
- Dachterrasse mit Schornsteinen (Weltraum-Ritter) und Blick über Barcelona
- Patio der Blumen
Nicht inbegriffen ist die Tiefgarage, sowie die Hauptetage, wo sich die Wohnung der Familie Milà befand. Dort werden temporäre Ausstellungen abgehalten, für die ein Extra-Ticket (c.a. 12 EUR) gelöst werden muss.
Das Standard-Ticket (La Pedrera Essenziell) beinhaltet einen Audioführer auf mehreren Sprachen, unter anderem auf Deutsch. Das Gerät ist ungefähr so groß wie ein Handy und kommt natürlich samt Kopfhörern.
Die Audioführer passen sich dem Besuchertempo an (was manchmal etwas irritierend ist) und die Beschreibungen werden durch Sensoren in den jeweiligen Bereichen geladen. Man kann aber auch manuell zu allen Beschreibungen springen.
Über QR-Codes können an manchen Stellen kurze, informative Videos abgespielt werden (das habe ich leider erst hinterher gelesen).
Bei Betreten der Casa Milà muss eine Sicherheitskontrolle durchlaufen werden, hierfür muss man Taschen und Rücksäcke auf ein Band legen, Jacke usw. konnten wir anbehalten und auch das Handy musste nicht mit auf's Band gelegt werden.
Das Patio der Schmetterlinge (Patio de mariposas)
Nach Betreten der Casa Milà findet man sich direkt im größeren der beiden Innenhöfe wieder und erlebt gleich den ersten Wow-Moment der Besichtigung. In keinem anderen Bereich der Pedrera offenbart sich Gaudí's Genie auf so anschauliche Weise wie in den Patios.
Damals waren eigentlich viel kleinere Innenhöfe üblich, hauptsächlich um Küchen und Bäder zu belüften, aber da die Pedrera von Säulen statt von Wänden getragen wird, konnte der innovative Gaudí es sich erlauben, große Öffnungen in der Struktur für die zahlreichen Fenster zu lassen.
Wie Tunnel leiten die Innenhöfe Luft und Licht nach unten und sorgen für die Belüftung und Beleuchtung der Wohnungen. Dabei gestaltete Gaudí die Fenster auf den unteren Etagen größer, um mehr Lichteinfall zu gewährleisten.
Über die Treppe gelangten die Milàs in ihre Wohnungen auf dem Zwischenstockwerk und der Hauptetage. Der Teil der Treppe der die Wohnungen miteinander verband, zieht sich wie eine Brücke quer über das Patio und wird durch eine laterale Eisenkonstruktion gestützt. Durch diese geniale Konstruktion wurde keine Fläche für Säulen verschwendet.
Über die Rampe im Tunnel gelangt man zu einem Raum, wo man sich einen der aufgehängten Audioführer plus Kopfhörer schnappen kann. Die Audioführer müssen mit dem grün-markierten Knopf aktiviert werden. Ich erwähne das, weil ich dachte mein Guide wäre kaputt..
Sperrige Taschen können in den Schließfächern im Nebenraum zurückgelassen werden.
Mit dem Fahrstuhl wird man in den vierten Stock gebracht, wo die Tour fortgesetzt wird. Oft bildet sich vor dem Aufzug eine Schlange, wer fit ist, kann auch die Treppen nehmen, die von Gaudí besonders benutzerfreundlich gestaltet wurden und deren Stufen dem menschlichen Schritt angepasst wurden.
Eine typisch eingerichtete Wohnung im untypischen Baustil
Die einzige der Öffentlichkeit zugängliche Wohnung der Pedrera ist im typischen Stil der katalanischen Oberschicht Anfang des 20. Jahrhunderts eingerichtet. So oder ähnlich haben hier die Bewohner der Casa Milà vor über hundert Jahren gelebt.
Dabei handelt es sich nicht um die ehemalige Wohnung der Familie Milà, sondern um eine der Mietwohnungen, in der die Schwägerin von Roser Segimon bis zu ihrem Tod lebte.
Im Schlafzimmer sind einige der Originalmöbel von Roser Segimon ausgestellt, die sie aus ihrer ersten Wohnung in Paris mitbrachte.
Die meisten von Gaudí entworfenen Möbel wurden nach dessen Tod von Frau Milà-Segimor entsorgt und sind teilweise noch in privaten Sammlungen und Museen erhalten.
Ein Ölportrait von Señora Segimon mit ihren 2 Papageien, das ihr Neffe gemalt hat, stammt ebenfalls aus ihrem Originalbesitz und kann im Wohnzimmer bewundert werden.
Das Schaffen Gaudí's ist hauptsächlich in den dekorativen Elementen, wie den Türen und Türgriffen, Zierleisten, Böden und Decken zu finden. Und natürlich in der innovativen Ausrichtung der Wohnung selbst.
Denn das wirklich Erstaunliche der Wohnung ist die ungewöhnliche Ausrichtung der Zimmer, die alle von einem Haupt-Korridor abgehen, der sich wiederrum um den Innenhof windet. So konnten die meisten Zimmer zur Hauptfassade ausgerichtet werden.
Wir waren am späten Nachmittag in der Pedrera und die Wohnung war recht dunkel, aber tagsüber sollten alle Wohnungen dank ihrer Ausrichtung lichtdurchflutet sein.
Der Dachboden - Espai Gaudí
Das Dachgeschoss war allen Bewohnern der Casa Milà zugänglich, in diesem Gemeinschaftsbereich waren die Waschräume untergebracht.
Insgesamt 270 Bögen aus Backstein stützen das Dach und die darüberliegende Terrasse und erinnern an das Gerippe eines Walfischs. Dank der Bögen ist das gesamte Dachgeschoss lückenlos miteinander verbunden, was eine einfache Belüftung ermöglichte.
Der Dachboden spielte früher eine wichtige Rolle in der Luftzirkulation und in der Isolierung der darunterliegenden Wohnungen, die Bögen verbinden das .
Heute ist dieser beeindruckende, leicht schummrige Raum dem Schaffen Gaudí's gewidmet. Im Espai Gaudí erfährt man anhand Skizzen und Baummodellen mehr über die Werke von Barcelona's einflussreichstem Architekten. Zusätzlich gibt der Audioführer zu allen Bauten eine kurze Info.
Die Dachterrasse der Casa Milà
Die Dachterrasse der Pedrera ist einer der magischsten Orte von ganz Barcelona!
Die Kamine, Luftschächte und Treppenhäuser regen mit ihren ungewöhnlichen Formen die Phantasie an und die Bedeutung wurde vielfach interpretiert. Einige erinnern die Schornsteine an die Helme (römischer) Krieger, weshalb die Dachterrasse der Casa Milà auch La azotea de los guerreros genannt wird.
Modernere Gemüter sehen in den Kaminen Weltraumritter und behaupten, dass George Lukas sich von ihnen bei der Verfilmung von Star Wars inspirieren ließ.
Was genau sich Gaudí bei der Symbolik gedacht hat, ist ungewiss, aber eins ist klar, wie immer machte er sich Gedanken um die Bewohnbarkeit seiner Architektonik und vereinte Funktionalität mit Ästhetik.
Die Pedrera selbst bezeichnet die Schornsteine als ihre "Wächter" und wenn man den Audioführer abnimmt, hört man sie dunkel raunend über versteckte Lautsprecher Gedichte aufsagen, vielleicht um Gefahren abzuhalten?
Von der Dachterrasse der Pedrera hat man einen herrlichen Ausblick auf einige Wahrzeichen von Barcelona, wie die Sagrada Familia, deren Bau sich damals bereits in vollem Gang befand.
Die Pedrera war Gaudí's letzter Profanbau bevor er sich ganz seinem Lebenswerk widmete und es wird erzählt, dass der große Architekt gerne auf dieser Terrasse stand und auf die wachsende Basilika blickte.
Wir haben unseren Besuch der Pedrera im Winter auf den späten Nachmittag gelegt und sind dann noch ein bisschen länger geblieben, um gleich noch einen Eindruck der Dachterrasse bei Nacht zu erhalten.
Die untergehende Sonne tauchte die Dachterrasse und ihre Wächter in mystisches Licht und lange Schatten und auch nachts wirkt die skurrile Dachlandschaft dank der geschickten Beleuchtung umso geheimnisvoller.
Außerdem erschien es mir, als würde das leichte Raunen der Wächter nach Sonnenuntergang anschwellen, was ja Sinn macht denn in der Dunkelheit lauern ja bekanntlicherweise besonders viele Gefahren.
Bei Regen ist die Dachterrasse aus Sicherheitsgründen übrigens geschlossen! Es wäre schade, wenn ihr diesen Höhepunkt der Besichtigung verpassen würdet, legt euren Besuch also auf einen trockenen Tag, davon gibt es in Barcelona ja zum Glück genug.
Hat man sich schließlich sattgesehen und das Dach von allen Seiten fotografiert, gelangt man über die Treppen über sieben Stockwerke zurück ins Erdgeschoss. Wer Probleme beim Treppensteigen (bzw. beim Treppen hinuntergehen) hat, kann auf Nachfrage den Lift nehmen.
Das Patio der Blumen (Patio de los flores)
Die Besichtigung endete für uns im Patio der Blumen. Auch hier spielen die Pfeiler, die den Innenhof stützen eine wichtige strukturelle Bedeutung und erlaubten es Gaudí, die unteren Fenster breiter zu gestalten, damit mehr Licht einfallen konnte.
Ein Hingucker ist wieder die Treppe, die auch von dieser Seite in die Wohnung der Familie Milà führte und mit floralen Wandmalereien verziert ist, die mit ihren Ockerfarben an toskanische Fresken erinnern.
Fahrzeuge, die durch den Eingang von der Passeig de Gràcia aus kamen, hatten auf der runden Fläche des Innenhofs Platz zum manövrieren, um über die Rampe ins Untergeschoss zu den Garagen zu gelangen. Der unter dem Patio liegende Abstellplatz für die Fahrzeuge war ebenfalls kreisrund angelegt, um möglichst keinen Platz zu verschwenden.
Die Besichtigung der Tiefgarage ist in der Tour nicht beinhaltet, heute sind dort hauptsächlich Tagungsräume untergebracht. Auch die Wohnung der Milà's
Beide Innenhöfe sind durch eine Rampe miteinander verbunden und unsere Tour endete, wo sie begann.
Nach Abgabe der Audioführer wird man unweigerlich durch das Souveniergeschäft geschleust, wo wir uns nicht länger aufgehalten haben, was aber recht ansprechende und unkitschige Andenken zu verkaufen scheint.
Praktische Tipps für deinen Pedrera-Besuch
Wann in die Casa Milà?
Wir haben unseren Besuch der Pedrera im Winter auf den späten Nachmittag gelegt. Ich fand es die perfekte Zeit, um die Dachterrasse genießen zu können.
Im Sommer sollte man die Besichtigung besser auf den frühen Vormittag legen, da sich die Pedrera Mittags bis zur Schließung mit Touristen füllt.
Wer Gaudí's xxx mit Licht sollte die Pedrera tagsüber besuchen. Die Dachterrasse ist an einem sonnigen und heißem Tag allerdings Das Innere der Pedrera , Außerdem bratzelt im Sommer die spanische Sonne gnadenlos auf die Dachterrasse und alles wirkt flach und zweidimensional.
Die Pedrera selbst gibt als beste Uhrzeiten mit den geringsten Besucherzahlen 9-10 Uhr und ab 16 Uhr an, und die müssen es ja schließlich wissen.
Wer das Budget hat sollte sich die Besichtigung bei Sonnenaufgang näher ansehen, ich finde es lohnt sich etwas mehr zu bezahlen und diesen speziellen Ort in Ruhe zu erleben.
Wie viel Zeit braucht man für die Casa Milà?
Für die Besichtigung der Casa Milà sollte man mindestens 1 Stunde 30 Minuten einplanen. Das gibt einem Zeit der Beschreibung des Audioführers zu lauschen und alles ausgiebig zu besichtigen. Vor allem im Espai Gaudí sollte man sich Zeit nehmen, um mehr über den Erbauer der Pedrera zu erfahren.
In welchem Barcelona Pass Ist der Besuch der Casa Milà enthalten?
Eine City Card lohnt sich für euch, wenn ihr vor habt, euch mehrere Sehenswürdigkeiten in Barcelona anzusehen. Je teurer die Sehenswürdigkeit, umso rentabler meist die City Card und die Häuser von Gaudí gehören zu den kostspieligsten Sehenswürdigkeiten.
Für Gaudí und Architektur-Liebhaber empfehle ich den *Modernista Pass, mit dem man Eintritt zu den schönsten Bauten des katalanischen Jugendstils erhält. Der Modernista Pass deckt alle Gaudí Häuser ab, sowie weitere Bauten wie das Hospital Sant Pau, die größte Jugenstilanlage der Welt. Außerdem ist die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel enthalten!
Weitere City Cards in denen die Casa Milà beinhaltet ist, sind der *Go City Explorer Pass und der *Go City All Inclusive Pass.
Lohnt sich ein Besuch der Casa Milà?
Nachdem ich eine Woche zuvor die Casa Batlló von Gaudí besucht hatte und mit gemischten Gefühlen herauskam, kann ich dieses Mal aus vollem Herzen sagen, dass sich die Besichtigung der Casa Milà gelohnt hat.
Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt in diesem Fall und man kommt nicht mit dem Gefühl heraus, das "irgendwas" fehlte.
Für Gaudí Fans und Architektur Liebhaber ist die Casa Batlló ein Augenschmaus und die offenen Bereiche, also die Patios und die Dachterrasse, beeindrucken auch Kulturbanausen mit ihrer ungewöhnlichen, blickfangenden Struktur.
Die Wohnung wirkt ebenfalls authentischer, als die der Casa Batlló, da sie über mehrere Räume verteilt ist, überhaupt wirkt die gesamte Casa Milà bewohnbarer und nicht wie eine Hobbit-Höhle oder ein Schmuckkasten.
Der Espai Gaudí auf dem Dachboden ist wunderschön gestaltet und gibt wahrscheinlich den komplettesten Einblick in alle Werke von Gaudí, ohne diese wirklich besichtigt zu haben.
Je mehr ihr über die Casa Milà erfahrt, desto mehr wird euch ihre innovative Architektur überzeugen.
Meine einzige Kritik ist, dass es sich bei der Schau-Wohnung nicht um das Stockwerk handelt, wo die Familie Milà gelebt hat und in das Gaudí seine ganze Kreativität steckte. Aber vielleicht liegt das daran, dass Frau Milà die Wohnung nach Gaudí's Tod umgestalten ließ und viel von der Originaldekoration zerstört wurde.
Alternativen zur Casa Milà
Die Casa Batlló hat von außen nicht viel mit der Pedrera gemeinsam. Auch wenn sie beide von Gaudí stammen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein, zumindest auf den ersten Blick. Im Gegensatz zur grauen, ausladenden Steinfassade der Pedrera, schillert die mit Keramikscherben besetzte Casa Batlló tagsüber in allen Farben.
Viele schwärmen auch von ihrem Inneren und ziehen ihr märchenhaftes Aussehen der Pedrera vor. Zweifelsfrei ist sie wie die Pedrera eines der ausgereiftesten Werke von Gaudí und einen Besuch wert. Nur seit der Preiserhöhung nach ihrer Modernisierung passt das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr ganz und ich empfehle sie uneingeschränkt nur Reisenden mit einer robusten Urlaubskasse.
Die Casa Batlló liegt unweit der Pedrera entfernt und kann zu Fuß über den Passeig de Gràcia erreicht werden.
Gaudí hat in Barcelona tiefe Spuren hinterlassen und es gibt noch viele andere seiner Werke zu bestaunen, zum Beispiel die Casa Vicens und den Palau Güell. Meiner Meinung nach kommen beide nicht an die Casa Milà heran, aber wer das meiste aus seinem Städteurlaub herausholen will, kann durch die Besichtigung dieser früheren Werke mehr über den genialen Architekten erfahren.
Wenn du nur Zeit oder Budget für eine Sehenswürdigkeit hast (denn Barcelona ist nicht gerade billig), dann sollte es unbedingt die Sagrada Familia sein, mit ihr kann meiner Meinung nach keine andere Sehenswürdigkeit in Barcelona mithalten. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich die Casa Milà oder die Casa Batlló kurz nach meiner Ankunft in Barcelona vor 15 Jahren schon einmal besichtigt, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, welche von den beiden es war...Meinen ersten (und zweiten) Besuch in der Sagrada Familia werde ich aber nie vergessen!