Mit dem Palau de la Música Catalana schuf der in Barcelona geborene Architekt Lluís Domènech i Montaner nicht nur ein Sinnbild an die katalanische Kultur, sondern auch einen der schönsten Konzertsäle der Welt.
Der Palau de la Música Catalana gilt als eine der letzten Extravaganzen des katalanischen Jugendstils und wurde aufgrund seines künstlerischen Werts zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Abends zieht der Palau de la Música Catalana Konzertbesucher mit musikalischen Klangerlebnissen in seinen Bann und tagsüber können Besucher in einer euphorischen Ode an die Musik aus Glas und Keramik schwelgen.
Über die Links könnt ihr Online Tickets für den Palau kaufen. Für jede abgeschlossene Buchung erhalte ich eine kleine Kommission, für euch ändert sich der Preis nicht.
Geschichte des Palau de la Música Catalana
Der Palau de la Música Catalana wurde zwischen 1905 und 1908 als Sitz für den nationalistischen Chorverein Orfeó Català erbaut, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Musik mit den Idealen des konservativen Katalanismus zu vereinen.
Der Baumeister Lluís Domènech i Montaner war nicht nur einer der renommiertesten Architekten seiner Zeit, sondern zeichnete sich außerdem für seinen Einsatz für die katalanische Bewegung und seinem tiefen Wissen über einheimische Traditionen aus.
Finanziert wurde der Bau vom industriellen Gutbürgertum Barcelonas, das so seinen nicht unbeträchtlichen Wohlstand zur Schau stellen konnte.
Domènech genoss beim Bau des Konzertsaals völlige Freiheit und im Einklang mit den Förderern des Palau de la Música Catalana erschuf Domènech nicht nur einen Konzertsaal, sondern ein Symbol der Wiedergeburt der unterdrückten, katalanischen Kultur.
Nach seiner Einweihung entwickelte sich der Palau de la Música Catalana schnell zu einem der bedeutendsten Auditorien in Barcelona, wo nicht nur Choraufführungen des Orfeó Català stattfanden, sondern auch Orchesterkonzerte, sowie kulturelle und politische Veranstaltungen.
1997 wurde der Palau de la Música Catalana zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Während die meisten anderen modernistischen Gebäude im Stadtteil Eixample liegen und ihre prachtvollen Hauptfassaden zum Passeig de Gràcia entfalten, steht der Palau de la Música Catalana an der Ecke zweier schmaler Gassen in der Altstadt von Barcelona.
Der Standort wurde unter anderem ausgewählt um den Chormitglieder die Proben zu erleichtern, von denen viele hier wohnten und arbeiteten. Wahrscheinlich hatte es auch mit den Grundstückspreisen zu tun, die hier günstiger waren als im neuen Teil der Innenstadt, wo sich um die Jahrhundertwende die reichen Industriellen niederließen.
Der Palau de la Música Catalana wurde auf dem ehemaligen Grundstück eines Klosters gebaut, von dem nur die angrenzende Klosterkirche erhalten blieb und lange Zeit die Fassade verdeckte, die heute auf den Carrer da la Palau de la Música zeigt. Dennoch bestand Domènech bei der Konstruktion darauf, den selben Materialreichtum anzuwenden wie beim sichtbaren Teil der Fassade, sehr zum Unwillen seiner Auftraggeber, die als typische Katalanen hier Geld sparen wollten.
Domènechs Voraussicht wurde belohnt und nachdem die Kirche während umfassender Renovierungsarbeiten abgerissen wurde, konnte die Fassade zum ersten Mal in ihrer ganzen Pracht erblickt werden.
An dieser heute mit Glas bedeckten Fassade befindet sich der Eingang ins Foyer, das sich zu dem neugeschaffenen Platz hin öffnet, auf dem einst die Kirche stand.
Bei den Umbauten wurde weder die strukturelle, noch die dekorative Integrität des ursprünglichen Gebäudes verändert und alle Baumaterialien wie Stein, Ziegel, Eisen, Glas und Keramik, wurden auf dieselbe Weise verwendet wie ursprünglich von Domènech.
Letzter Anbau ist ein sechsstöckiger Turm, in dem sich unter anderem die Umkleidekabinen und Proberäume der im Palau auftretenden Künstler befinden.
Der Palau de la Música Catalana ist bis heute der Sitz des katalanischen Nationalchors Orfeó Català.
Der Erschaffer des Palau de la Música Catalana
Lluís Domènech i Montaner war einer der brillantesten Architekten seiner Zeit und gilt als Mitbegründer des katalanischen Jugendstils (Modernisme). Auch wenn sein Bekanntheitsgrad heute von seinem ehemaligen Schüler Gaudí in den Schatten gestellt wird, sind viele von euch bestimmt schon an einem seiner Werke in Barcelona vorbeigelaufen.
Zu seinen Bauten zählen die Casa Fuster (heute eines der besten Hotels in Barcelona), die Casa Lleó Morera auf dem Passeig de Gràcia, sowie das Castillo de los tres Dragones im Parc de la Ciutadella, in dem das Café Restaurant der Expo 1888 untergebracht war.
Eine kleine Anekdote am Rande - Domènech errichtete für die Expo ein großes Grandhotel in Hafennähe, das eine Kapazität von über 2000 Gäste hatte. Das Hotel Internacional wurde in einer Rekordzeit von 53 Tagen errichtet und nur ein Jahr später, trotz der Proteste der Stadtbewohner, wieder abgerissen. Denn obwohl es optisch dem Ritz in nichts nachstand, war es strukturell nie als permanente Konstruktion gedacht.
Mit dem Hospital Sant Pau, das heute als die größte Jugendstilanlage Europas bezeichnet wird und dem Palau de la Música Catalana, erreichte Domènech seinen kreativen Höhepunkt.
Wie Gaudís Pedrera, gehört der Palau de la Música Catalana zu den letzten Extravaganzen des katalanischen Modernisme und stieß nach Wandlung des Zeitgeschmacks Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur auf Anerkennung. Der Musikpalast wurde von den Einwohnern des Viertels verächtlich als "Trödelmarkt" abgestempelt, es gab sogar Architekten, die sich für seinen Abriss aussprachen.
Heute ist der Palau de la Música Catalana eines der symbolträchtigsten Gebäude in Barcelona und wird als Juwel des katalanischen Jugendstil gefeiert.
Architektur des Palau de la Música Catalana
Der Palau de la Música Catalana ist ein modernistischer Schmuckkasten aus Keramik, Glas, Holz und Schmiedeeisen - traditionelle Materialien, die typisch für den katalanischen Jugendstil sind.
Lluís Domènech i Montaner legte bei Verwendung der Materialien großen Wert auf angewandte Kunst wie Glasmalerei, Bildhauerei, Kunstschmiedearbeiten, sowie Mosaik und Trencadís, wofür er prominente katalanische Handwerker beauftragte.
Die Anhänger des katalanischen Modernisme holten sich Inspiration von den geschwungen Linien und organischen Formen in der Natur: an den Decken, Buntglasfenstern und dekorativen Elementen des Palau findet sich eine Fülle von symbolträchtigen, floralen Motiven in lebhaften Farben. Auch der Einfluss maurischer Kultur ist bei den Mosaik besetzten Säulen der Kolonnade zu erkennen.
Trotz dieser scheinbaren Überschwänglichkeit wurde beim Bau des Palau de la Música Catalana in keinem Moment die Funktionalität außer Acht gelassen und vor allem bei der Struktur modernste Materialien und Technologien des 20. Jahrhunderts angewendet.
Der Palau de la Música Catalana war eines der ersten Gebäude in Barcelona, bei dessen Fassade Stahlbeton verwendet wurde, der die inneren Wände von ihrer tragenden Rolle befreite und den Einsatz von gläsernen Trennwänden erlaubte. Man muss dazu sagen, dass diese Bautechnik in Deutschland bereits über 2 Jahrzehnte vorher angewandt wurde.
Herzstück des Palau ist der Konzertsaal, der von Domènech als eine Art Glaskäfig konzipiert wurde und verschachtelt innerhalb des Palau liegt. In eine Metallstruktur, die hinter den Wänden und Säulen verläuft, wurden hohe Buntglasfenster eingesetzt und auf diese Weise der Konzertsaal mit natürlichem Tageslicht erhellt.
Ein prachtvolles Oberlicht aus Buntglas filtert von oben einfallendes Tageslicht in den Saal und die Kuppel, die sich wie ein goldener Tropfen nach innen wölbt, wird abends zur künstlichen Lichtquelle.
Der Palau de la Música Catalana war ursprünglich nur als Auditorium des katalanischen Volkschors Orfeó Català gedacht und die Akustik im Saal war für Chorgesang ausgerichtet. Dem niedrigen, länglichen Saal mangelte es an Volumen und Nachhall und war für große Orchester nicht optimal.
Der Einsatz von schallreflektierenden Materialen wie Glas und Keramik hilft, die Nachhallzeit zu verlängern und mag ein weiteres Kriterium bei Domènechs Entscheidung der Materialen gespielt haben.
Im Laufe der Zeit wurden weitere Maßnahmen ergriffen, um die Akustik zu verbessern, mit dem Ergebnis, dass der Palau nicht nur ein Wunderwerk aus Licht, Farben und Formen ist, sondern auch ein klares, helles Klangbild erzeugt.
Besichtigung des Palau de la Música Catalana
Der heutige Palau de la Música Catalana setzt sich aus den modernistischen Räumen von Lluís Domènch i Montaner und den neuen Räumen zusammen, die im 21. Jahrhundert angebaut wurden.
Höhepunkt der Besichtigung des Musikpalast ist der Konzertsaal und der Lluís Millet-Saal. Das Café im Foyer ist für alle frei zugänglich und kann über die moderne, verglaste Seite betreten werden.
Im Anschluss findet ihr praktische Hinweise wie Öffnungszeiten und Ticketpreise, außerdem schildere ich euch meinen Besuch im Palau de la Música Catalana
Der Palau de la Música Catalana ist für Personen mit eingeschränkter Mobilität auf allen Etagen über Aufzüge zugänglich. Der Palau verfügt über behindertengerechte Toiletten und auf Anfrage können Rollstühle geliehen werden.
Öffnungszeiten für Besichtigungen
Täglich von 9:00 - 15:30 Uhr
Alle Besichtigungen dauern c.a. 50 Minuten, man kann aber so lange man will im Palau verweilen.
Ticketpreise
Über die offizielle Webseite des Palau fällt eine Buchungsgebühr von 1 EUR an, die Tickets sind in diesem Fall also tatsächlich über die unten stehenden Links mit Tiqets günstiger.
Selbstgeführte Besichtigung mit Info Broschüre 📖
- Eintritt in den Palau de la Música Catalana mit informativer Broschüre (auf Deutsch verfügbar)
- Preis: 18 EUR
Selbstgeführte Besichtigung mit Audioführer 🎧
- Eintritt in den Palau de la Música Catalana mit Audioführer, verfügbar in mehreren Sprachen, u.a. Deutsch
- Preis: 22 EUR
Der Audioführer kann vor Ort anhand eines QR-Code aufs Smartphone geladen werden. Kopfhörer müssen selbst mitgebracht werden!
Führung durch den Palau de la Música Catalana 🗣
- Eintritt in den Palau de la Música Catalana mit Führung auf Katalanisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Chinesisch und Deutsch
- Preis: 22 EUR
Die Führungen werden in folgenden Sprachen angeboten: Katalanisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Chinesisch und Deutsch.
Wichtig: Die Tour auf Deutsch wird nicht immer angeboten und war zumindest im Oktober, November und Dezember nicht verfügbar, weshalb ich stark vermute, dass sie nur in der Hochsaison und bei Bedarf angeboten wird.
Kinder bis 9 Jahre haben in Begleitung eines Erwachsenen mit Ticket freien Eintritt.
Ermäßigungen gibts für Rentner, Personen mit Behinderungsgrad und Begleitperson, Studenten und Residenten direkt über die Webseite Palau de la Música.
Wer im Besitz der Barcelona Card ist, bekommt 20% Nachlass auf den Eintrittspreis. Auch mit einem Fahrschein für den Hop-On-Hop-Off Bus hat man Anspruch auf 20% Preisnachlass auf alle Eintritte. Die Rabatte sind nur bei Ticketkauf direkt am Schalter erhältlich.
Meine Erfahrung mit der selbstgeführten Tour
Da die geführte Tour auf Deutsch nicht immer stattfindet, habe ich für euch die Tour mit Audioführer getestet. Der Audioführer ist in mehreren Sprachen verfügbar, unter anderem auf Deutsch. Meine Erfahrung mit der selbstgeführten Tour will ich hier kurz schildern.
Ich habe das Ticket *Online über Tiqets gekauft und möchte euch hiermit animieren, das selbe zu tun, denn für jeden abgeschlossenen Kauf erhalte ich eine kleine Kommission, die diesen Blog am Leben erhält. Für euch ändert sich der Preis dadurch nicht.
Der Palau veranschlagt seit neuestem auch bei Onlinebuchungen eine Bearbeitungsgebühr von 1 €, ein Grund mehr über Tiqets zu kaufen!
Wie ihr sehen könnt, waren an meinem Besuchstag (ein Mittwoch Vormittag im Herbst) noch für alle Zeitfenster kurz vorher Tickets verfügbar, aber am Wochenende und vor allem im Sommer sollten die Tickets rechtzeitig Online gebucht werden.
Nach Bezahlung bekam ich das Ticket sofort auf meine E-Mail Adresse zugeschickt und konnte es als PDF-Datei öffnen (das Ticket muss nicht ausgedruckt oder umgetauscht werden). Alternativ kann das Ticket in der App von Tiqets geöffnet werden.
Nach Vorzeigen des Online Tickets auf dem Handy kam ich problemlos rein und gleich hinter der Kontrolle befand sich ein Schild mit einem QR-Code, den man mit der Handykamera scannen und so den Audioführer im Webbrowser laden kann.
Die Webseite wollte einen Zugangscode, der nicht auf dem Ticket steht und ich musste den Kontrolleur um Hilfe bitten, der den Code in mein Handy tippte: 8103. Der Code kann sich ändern, also bei Bedarf einfach nachfragen.
Nach Öffnen der Webseite hat man die Möglichkeit den Audioguide herunterzuladen (58 MB), oder über die Webseite weiterzumachen. Der Download hat in meinem Fall nicht funktioniert und ich habe den Audioguide über die Webseite geladen.
Der Audioführer lädt über die Webseite auch recht schnell, allerdings stoppt er jedes Mal, wenn man den Browser verlässt um zum Beispiel Fotos zu machen und muss neu geladen werden.
Ich habe mich schließlich in den oberen Teil des Konzertsaals gesetzt und mir den Audioguide in Ruhe angehört. Da der Konzertsaal relativ klein ist, hat man sowieso fast alles in Sichtweite und muss nicht unbedingt dem Audioführer folgen.
Der Audioguide auf Deutsch informiert in mehreren, kurzen Kapiteln über die einzelnen Abschnitte des Palau (Foyer, Konzertsaal, Säulengang usw). Alles in allem erfüllt der Audioführer seinen Zweck und gibt trocken und ohne viel Gelaber die wichtigste Info.
Tipp: Zusätzlich kann man sich noch die "Info-Broschüre" runterladen, den QR Code dafür findet man auf einer Tafel im 1. Stock. Mehr Info als vom Audioguide erhält man allerdings nicht.
Welche Besichtigung sollte man wählen
Wer Englisch (oder eine der anderen verfügbaren Sprachen) versteht, dem empfehle ich, an einer Führung teilzunehmen. Die geführten Touren finden regelmäßig statt und scheinen für den selben Preis unterhaltsamer zu sein als der Audioführer.
Die Führungen beginnen im Proberaum des Orfeó Catala im Foyer, wo man anhand eines Videos in die Geschichte des Musikpalast eingeführt wird.
Ein weiterer Vorteil der geführten Tour ist, dass man auf die Bühne darf und so den Konzertsaal aus der Perspektive eines Künstlers zu sehen bekommt (der Veranstalter weist aber darauf hin, dass das nicht immer möglich ist, zum Beispiel wenn Konzertproben stattfinden).
Die Führungen scheinen im dritten Stock zu enden, man hat also danach noch Zeit die engeren Räume, wie den Balkon mit dem Säulengang, eigenständig zu erkunden und Fotos zu machen, ohne gleich eine ganze Gruppe im Bild zu haben.
Wann in den Palau de la Música Catalana
Meiner Erfahrung nach ist in Barcelonas Sehenswürdigkeiten vormittags vor 10 - 11 Uhr immer etwas weniger los und auch in diesem Fall füllte sich der ohnehin schon gut besuchte Palau schnell um die Mittagszeit. Aber unerträglich voll war es nie und vor allem im oberen Teil des Konzertsaals fand sich immer ein ruhiges Plätzchen, um dem Audioführer oder der Orgelprobe (siehe weiter unten) zu lauschen.
Der Palau de la Música Catalana von außen
Der heutige Palau de la Música Catalana setzt sich aus den modernistischen Fassaden zur Carrer d'Amadeu Vives und zur Carrer de Sant Pere Més Alt und der modernen Fassade zur Carrer de la Palau de la Música zusammen.
Wer vom Zentrum aus kommend auf die moderne Fassade zugeht, dem fällt zuerst ein 4,5 Meter großer Kopf ins Auge. Dabei handelt es sich um Carmela, die Teil einer temporären Ausstellung des Palau war und nach einer Petition der Einwohner an den Stadtrat ein permanenter Bestandteil der Nachbarschaft wurde.
Warum die ganze Aufregung, fragt man sich, wenn man die Skulptur das erste Mal erblickt, aber wenn man sich ihr nähert erkennt man..., aber ich will euch hier die Überraschung nicht verderben.
An die modernen Fassade grenzt rechts von der Carmela die modernistische, von Domènech errichtete Fassade des Palau an und zieht sich um die Ecke.
Die Lage des Palau de la Música Catalana an der Ecke zweier schmaler Gassen in der Altstadt von Barcelona stelle eine Herausforderung für Domenèch dar. Der Architekt beschloss, das Beste aus der Situation zu machen und beide sichtbare Frontseiten mit einer Fülle von dekorativen Elementen zu verzieren.
An der Ecke, wo sich die beiden Fassaden treffen, ließ er eine imposante Skulpturgruppe anbringen, die sich wie die Galionsfigur am Bug eines Schiffes erhebt. Gekonnt lenkte er so die Aufmerksamkeit auf den damaligen Haupteingang, ohne dabei den Blick auf oder aus dem Palast zu beeinträchtigen.
Die Skulptur ist eine Verherrlichung des katalanischen Volkslieds (La canço popular catalana), das von einer Nymphe mit emporgestrecktem Arm verkörpert wird, um die sich das Volk schart. Ein Bauer in katalanischer Tracht fasst die Nymphe am Arm und macht sich so das Lied zu eigen. Seemänner trugen die Volkslieder in die Welt hinaus. Mütter sangen zu ihren Kindern gaben die Lieder an die nächste Generation weiter.
Über der Gruppe wacht mit einem Schwert und einer Fahne in der Hand der Schutzpatron Kataloniens Sant Jordi (der mit dem Drachen).
Links und recht der Skulptur ziehen sich Balustraden entlang und mosaikbesetzte Säulen mit korinthischen Kapitellen formen Kolonnaden. Vor den gefächerten Fenstervorsprüngen blicken von Backsteinsäulen die Häupter berühmter europäischer Komponisten auf die Schaulustigen herab.
Der große Mosaikgiebel an der Hauptfassade zeigt eine Königin mit einem Spinnrad, umgeben vom Chor des Orfeó Català und ist eine Anspielung auf den Liedtext der La Balanguera, eines der meistgespielten Stücke des katalanischen Nationalchors, das einige weltmännische Betrachter als die offizielle Hymne von Mallorca erkennen werden.
Durch die weiten Bögen, die sich über den mit keramikbesetzten Backsteinsäulen spannen, fuhren einst die Kutschen der noblen Konzertbesucher ein; in den Säulen vor dem Haupteingang sind noch die Öffnungen zu erkennen, wo sich die Ticketschalter befanden.
Das Vestibül und das Foyer
Die Lobby erinnert an das Innere einer Christbaumkugel und empfängt Besucher mit glasierter Keramik, goldenen Farbentönen und festlich strahlenden Kandelabern. An der Decke sind sternförmig an glasierten Keramikleisten Rosen angeordnet - über 2000 dieser steinernen Rosen erblühen im Palau de la Música Catalana, weshalb er auch der Steingarten genannt wird.
Früher diente die Lobby als Empfangs- und Rangierhalle für die Kutschen der illustren Besucher, ähnlich wie im Palau Güell.
Geht man durch die Lobby hindurch, gelangt man ins große Foyer im modernistischen Baustil, das bei Konzerten als Pausenraum dient. Das Café-Restaurant im Foyer ist der Öffentlichkeit zugänglich und kann auch von der anderen Seite betreten werden. Hier beginnen die geführten Touren durch den Palau.
Eine zweiläufige Bogentreppe aus Marmor führt an gold schimmernden Glasbalustraden vorbei in die oberen Stockwerke und zum Konzertsaal. Ich habe mir das Foyer für später aufgehoben und machte mich erstmal auf den weg nach oben.
Der Konzertsaal
Wie eine Spieldose aus Glas und Mosaik liegt der Konzertsaal im Inneren des Musikpalast, eingefasst von einer Metallstruktur, in die hohe Fensterfronten eingesetzt wurden.
Während der Besichtigung hat man Zugang zum unteren Bereich des Konzertsaals im ersten Stock, sowie zum Gestühl im dritten Stock, wo einem der ganze Konzertsaal zu Füßen liegt und auch die Buntglasfenster und die ornamentierte Decke schön zu sehen sind. Der zweite Stock war während meines Besuchs geschlossen.
Das erste, was beim Betreten des Konzertsaals auffällt, ist naturgemäß die Bühne, die von einer großen Orgel dominiert wird (auch das Oberlicht ist ein echter Blickfänger, aber fangen wir erstmal unten an).
Das Instrument, das sich zur Ikone des Palau entwickelt hat, wurde 1908 in der Orgelwerkstatt Walcker in Ludwigsburg hergestellt. Ein weiterer Schwabe, Alfred Sittard, Komponist und damals Organist der Kreuzkirche in Dresden, weihte die Orgel mit einem offiziellen Konzert ein - es war das erste Mal, dass in Barcelona ein Orgelkonzert ausserhalb einer Kirche stattfand.
Alle c.a. 20-30 Minuten erklingt eine kurze Hörprobe der Orgel, wenn man also nicht gerade durch den Palast hetzt, wird man auf jeden Fall mindestens eine miterleben.
Unter der Orgel ragen die Oberkörper von 18 Musen aus der mit Trencadís besetzten Wand, dessen Keramikscherben die in Röcke gekleideten Unterkörper bilden. Jede hält ein anderes Musikinstrument in der Hand, gemeinsam bilden sie so ein universelles Orchester. Die spanische Muse zum Beispiel trägt ein Flamenco Kleid und klappert mit Kastagnetten.
Entlang der Bühne ragen reich ornamentierte Pilaster auf und bilden eine Art Triumphbogen. Wie Rauch wadern elaborierte Skulpturen aus den Pilastern und formen unter anderem den Walkürenritt von Wagner, der in Barcelona enorme Erfolge verzeichnete und sogar seinen eigenen Fanclub hat (Associació Wagneriana).
Um den Konzertsaal zieht sich das ovale Chorgestühl und im zweiten und dritten Stock befinden sich seitlich die Loungen, die während der Besichtigung aber nicht betreten werden können.
Die Säulen, die Arkaden und die Decke sind reich geschmückt mit organischen Motiven wie Blumen, Palmen und Früchte, wie Fächer spreizen sich sich Pfauenschwänze über dem Publikum.
Ein großer Teil der Decke wird von dem prächtigen Oberlicht eingenommen, das sich wie ein goldenes Gestirn in den Konzertsaal wölbt, umgeben von einem Engelschor im blauen Firmament.
Sehr fotogen sind die beiden Pegasi, Sinnbilder der Poesie. (Übrigens gibt es laut der griechischen Mythologie nur einen Pegasus, genauso wie es auch nur 9 Musen gibt, aber das ist eben künstlerische Freiheit..)
Vom Gestühl im dritten Stock kann man die 400 Rosen, die an der Decke des Konzertsaals erblühen, aus unmittelbarer Nähe betrachten. Die Rosen sind wieder eine Anspielung an den heiligen Georg (Sant Jordi), der seine Prinzessin nicht nur vor einem Drachen rettete, sondern sie zudem mit Blumen beglückte.
Am Tag des Schutzheiligen bekommen Frauen darum von ihren Liebsten in Barcelona Rosen geschenkt. Und um den Tag richtig kommerziell auszuschöpfen, bekommen Männer aus irgendeinem Grund im Gegenzug ein Buch geschenkt.
Sala Lluís Millet
Der Pausen- und Veranstaltungssaal im ersten Stock wurde nach einem der Gründer des Orfeó Català benannt. Der Saal mit den hohen Buntglasfenstern führt auf den Balkon mit dem Säulengang, den man an der Hauptfassade schon von außen sehen konnte und an dem Instagrammer ihre Freude haben werden.
Keine der Säulen gleicht der anderen, alle sind mit einem individuellen floralen Mosaikmuster verziert.
Das Foyer
Verlassen kann man den Palau entweder wieder über die Drehtüren in der Lobby, oder über das Foyer, in dem das Café-Restaurant und ein großer Speisesaal liegt, der auf die Terrasse führt. Wer das Foyer nicht gleich anfangs der Tour besichtigt hat, sollte das unbedingt nachholen - das Foyer ist zwar nicht so beeindruckend wie der Konzertsaal, aber ein Musterbeispiel des katalanischen Jugendstil.
Vom Foyer geht der Proberaum des Orfeó Català ab, in dem auch kleine Konzerte und Veranstaltungen abgehalten werden. Hier wurde 1905 der Grundstein des Palau de la Música Catalana gelegt. Nimmt man an einer geführten Tour teil, wird man bei Beginn in diesem Raum in die Geschichte des Palau eingeführt.
Die (zu meinem Besuch ruhige) Terrasse lädt zum Verweilen ein und während man einen Kaffee oder ein Bierchen trinkt, kann man sich die Glasfront im Detail ansehen, unter der sich die modernistische Fassade von Domènech verbirgt.
Petit Palau
Der "kleine Konzertsaal" Petit Palau grenzt an den Palau de la Música Catalana an und wurde 2004 eingeweiht. Er dient hauptsächlich als Veranstaltungssaal für Kammermusikkonzerte mit reduzierter Kapazität, aber auch als Veranstaltungsort für Kongresse oder audiovisuellen Darbietungen. Der Petit Palau ist nicht Bestandteil der Führung und mit seinem modernen Aspekt auch nicht unbedingt sehenswert.
Lohnt sich die Besichtigung im Palau de la Música Catalana
Der Palau de la Música Catalanà ist eines der symbolträchtigsten und nationalistischsten Bauwerke, das Barcelona zu bieten hat und mit dem Bau des Musikpalast setzte Domènech nicht nur ein Denkmal an die katalanische Kultur, sondern auch and das damalige Großbürgertum und seinem Geltungsbedürfnis.
Wer in Barcelona ist sollte einen Besuch im Palau de la Música Catalana nicht verpassen und entweder eine Konzertveranstaltung besuchen, oder an einer der geschilderten Besichtigungen teilnehmen.
Konzerterlebnisse im Palau de la Música Catalana
Abgesehen von seiner architektonischen Schönheit, ist der Palau de la Música Catalana in erster Linie ein Ort um Musik zu erleben. Die wahre Magie offenbart sich beim Besuch eines Konzerts, wenn Musik und Architektur zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen.
Das Konzertangebot im Palau de la Música Catalana reicht von klassischer Musik, Opernmusik, Jazz bis hin zu Flamenco.
Next Up im Palau de la Música Catalana: *The Gypsy Kings (Webseite nur auf Spanisch).
Flamenco Darbietungen im Palau de la Música Catalana
Auch Flamenco Shows werden regelmäßig im Palau de la Música Catalana abgehalten, momentan stehen die *Gran Gala Flamenco (mehrere Daten für 2024 + 2025) und *Arte Flamenco (am 5. Dezember) auf dem Programm.
Essen & Trinken
Nach der Besichtigung bietet es sich an, im Foyer oder auf der Terrasse des Palau eine kleine Erfrischung einzunehmen und sich von den Strapazen des Sightseeing zu erholen.
All zulange würde ich mich dort allerdings nicht aufhalten, denn im Stadtteil El Born wimmelt es von gemütlichen Bars und Restaurants, von denen ich euch im Anschluss eine kleine Auswahl hinterlasse. Denkt daran, wenn möglich, vorab immer eine Reservierung vorzunehmen, meist ist das über die Webseite möglich.
Tosca Tapas i Vino (Carrer de Sant Pere Més Alt 8) - Gemütliche, moderne Tapas Bar direkt gegenüber des Palau de la Música, mit gutem Tapas Menu für 16,50 € inklusive 3 Tapas, Getränk und Brot und Kaffee oder Dessert des Tages.
Crocante (Carrer de Sant Pere Més Alt 64) - Leckere Empanadas und andere hausgemachte Speisen. Günstiges und gutes Mittagsmenü.
Antic Teatre (Carrer de Verdaguer i Callís 12) - Ein grüne, ruhige Oasis mitten in Barcelona. Ok, das mit dem ruhig kommt darauf an, morgens ist es in dem schönen Innenhof ruhig, aber vor allem abends kann es auch sehr lebhaft werden. Der Service lässt etwas zu wünschen übrig, aber wenn man erstmal seinen Kaffee oder sein Bierchen bestellt hat, kann man hier wunderschön im Freien sitzen.
Gastro Bar Candela (Plaça de Sant Pere 12) - Diese Bar liegt an einem schönen Platz, wo man auch gut draußen sitzen kann. Wer noch nie die leckere peruanische Küche gekostet hat, hat hier Gelegenheit dazu.
Restaurante Santagustina (Plaça de Sant Agustí Vell 9) - Gemütliche Tapas Bar mit netter Terrasse an verkehrsberuhigter Fußgängerzone.
Bodega Biarritz (Carrer Nou de Sant Francesc 7) - Uriges Lokal mit leckeren Tapas, die nur in Form eines Menüs bestellt werden können (ab 20 € pro Person). Vorabreservierung ist in diesem beliebten Lokal nicht möglich und man muss sich auf eine Warteschlange gefasst machen. (Bei meinem letzten Besuch war die Bar vorübergehend geschlossen).
Casa Lolea (Carrer de Sant Pere Més Alt 49) - Herzige Tapas Bar mit freundlicher Bedienung und ausgezeichnetem Sangría. Auch gut zum Frühstücken.
La Femme Bistro - Der Name ist etwas irreführend, mehr als ein Bistro ich es eine Cocktailbar, die auch kleine Tapas serviert. Gute Stimmung und nette Terrasse zum draußen sitzen.
Barcelona Axe Throwing Club - In der ersten Axtwerfen Bar von Barcelona kann man seinen inneren Wikinger oder Holzfäller herauslassen... Warnung: Es sieht einfacher aus, als es ist und bei den meisten dauert es eine Zeit, bis sie den Dreh raus haben.
Shoppen
Petits Enctants (Carrer de les Basses de Sant Pere 24) - Antiker Kuriositätenladen mit einigen Fundstücken vergangener Zeiten und einigem Ramsch.
Vintage AE 5 (Carrer de Sant Pere Més Alt 53) - Dieser Second Hand Laden hat im Vorübergehen meine Aufmerksamkeit erweckt - leider hatte er geschlossen, aber durchs Schaufenster konnte ich einige sehr coole Jacken und Mäntel erspähen..
Aktivitäten in der Nähe
Wer im Stadtviertel El Born unterwegs ist, sollte sich unbedingt die Basilika Santa Maria del Mar ansehen, die als Kathedrale des Meeres bekannt wurde.
Barcelona e-bikes Tour (Plaça Sant Agustí Vell 16) - Wer seine *Stadtführung gerne mit dem Fahrrad weitermachen will, kann seine Tour direkt im Stadtviertel El Born starten.
Banksy Museum - Ausstellung inspiriert an den Werken des berühmten britischen Graffiti-Künstler. Zum Artikel und Erfahrungsbericht kommst du über diesen Link.