Die Türme der Sagrada Familia

Zuletzt aktualisiert: 17/11/2024
Alex

Wer die Sagrada Familia in Barcelona besuchen will, steht vor der Entscheidung ein Ticket mit oder ohne Besichtigung der Türme zu buchen.

Entscheidet man sich für die Besichtigung der Türme, stellt sich gleich die nächste Frage: Welcher der Türme ist sehenswerter?

Ob sich ein Besuch der Türme der Sagrada Familia lohnt und welcher Turm schöner ist, erfährst du in meinem persönlichen Erfahrungsbericht.

Ich erzähle dir, was dich beim Besuch der Türme der Sagrada Familia erwartet und will dir beim Ticketkauf bei der Entscheidung helfen, einen der Türme auszuwählen, die momentan besichtigt werden können.

Wie immer hinterlasse ich euch mit Sternchen (*) gekennzeichnete Links, über die ihr Eintrittskarten kaufen könnt. Bei erfolgreichem Kaufabschluss erhalte ich eine kleine Kommission vom Anbieter, für euch ändert sich der Preis nicht.

Wieviele Türme hat die Sagrada Familia?

Die Sagrada Familia wird nach ihrer Fertigstellung insgesamt 18 Türme haben: 12 Glockentürme und 6 zentrale Ziertürme, die als Lichtfänger dienen sollen und deshalb auch als Laternentürme bezeichnet werden.

Alle Türme verkörpern verschiedene Persönlichkeiten der Bibel und sind ihrer Wichtigkeit nach angeordnet: die niedrigeren Glockentürme symbolisieren die 12 Apostel und die höheren, zentralen Türme aufsteigend die 4 Evangelisten, die heilige Maria und Jesus Christus.

Die Glockentürme der Sagrada Familia

Die zwölf Glockentürme sind über die drei Fassaden der Sagrada Familia verteilt und symbolisieren die zwölf Apostel.

Bei den Aposteln wurde übrigens ein bisschen geschummelt, denn wer sich mit der Bibel auskennt weiß, dass zwei der Apostel später zu Evangelisten befördert wurden. Auch Judas der Verräter bekam vom streng gläubigen Gaudí keinen Turm gewidmet und ersatzweise wurden drei Pseudo-Aposteln die Ehre zuteil.

Die Türme der Geburtsfassade, die auch als Krippenfassade bekannt ist, waren 1930 die ersten, die fertiggestellt waren. Davon war der Turm des Sant Barnabas (ganz links außen) der einzige, dessen Fertigstellung Antoni Gaudí 1926 noch miterlebte, bevor er ein Jahr später an den Folgen eines Unfalls starb.

Die reich verzierte Geburtsfassade verkörpert eine riesige Bibel aus Stein und stellt die verschiedenen Abschnitte vor und nach Jesu Geburt dar.

Die kargere Passionsfassade zeugt von den letzten Tagen im Leben Jesu Christi, der Bau der Türme der Passionsfassade war 1976 abgeschlossen.

Die Glorienfassade, die auf die Carrer de Mallorca zeigt, und ihre vier Türme befinden sich noch im Bau. Über die Glorienfassade werden Kirchenbesucher in ferner Zukunft ins Kirchenschiff gelangen und sie soll die beiden fertiggestellten Fassaden nochmal an Höhe und Schönheit übertrumpfen. Schließlich symbolisiert sie den Weg ins Himmelreich, man darf also gespannt sein.

Aktuell sind die 8 Türme der Geburtsfassade und der Passionsfassade fertiggestellt, von denen jeweils 2 besichtigt werden können.

Die Glockentürme wachsen von der Geburtsfassade über die Passionsfassade bis hin zur Glorienfassade und gewinnen dabei an Höhe, da nicht alle Apostel denselben Stellenwert in der Bibel haben. Die mittleren Türme jeder Fassade sind außerdem höher als die äußeren Türme.

Ein Modell der Sagrada Familia, wo zu erkennen ist, welcher Teil sich noch in Konstruktion befindet.
In Orange die unvollendeten Elemente der Basilika

Deutlich zu erkennen sind an allen Glockentürmen die nach unten geneigten Klanglamellen, die den von den Glocken erzeugten Schall nach unten leiten. Wer eine Turmbesichtigung mitmacht, kann die Klanglamellen aus nächster Nähe betrachten.

Klanglamellen an den Glockentürmen

Die zentralen Türme der Sagrada Familia

Die sechs zentralen Türme dienen hauptsächlich als Ziertürme, um der Sagrada Familia Höhe zu schenken und als natürliche Lichtzufuhr, um die Mitte des Kirchenschiffs zu beleuchten. Die zentralen Türme haben wie die Glockentürme verschiedene Höhen, um das spirituelle Niveau der einzelnen Figuren darzustellen.

In der Mitte der Sagrada Familia wird sich der höchste Turm erheben, der Jesus Christus symbolisiert. Er wird umringt von den Türmen der Jungfrau Maria und der vier Evangelisten.

Der Marienturm (138 Meter) wurde 2021 fertiggestellt und ist an dem gläsernen Stern zu erkennen, der nachts silbrig hell strahlt. Der Marienturm ist von innen hohl und dient als Lichtschacht, um den darunter liegenden Hauptaltar zu beleuchten.

Die Türme der Evangelisten (135 Meter) wurden 2023 eingeweiht. Jeder Turm wird von einer geflügelten Figur gekrönt: der Engel verkörpert Matthäus, der Adler Johannes, der Löwe Markus und Lukas wird von einem Ochsen symbolisiert.

Blick auf die zentralen Türme

Der zentralste und höchste Turm, der Turm des Jesus Christus, soll bis 2026 fertiggestellt sein.

Als Krönung wird der Jesus-Turm ein von innen beleuchtetes, gläsernes Kreuz tragen, das nachts über ganz Barcelona strahlen wird. Mit einem Aufzug sollen Besucher der Sagrada Familia bis zur Base des Kreuzes gelangen können, um so einen der besten Rundumblicke auf Barcelona genießen zu können.

Nach Beendigung dieses letzten Turms wird die Sagrada Familia 172,50 Meter in die Höhe ragen und nur knapp einen halben Meter unter Barcelonas Berg Montjuïc liegen. Das ist kein Zufall, Antoni Gaudí war gegen Ende seines Lebens stark gläubig und der Meinung, dass kein vom Menschen geschaffenes Werk die Schöpfung Gottes überragen sollte.

Info: Der Montjuïc ist einer der beiden "Hausberge" von Barcelona und man kann ihn sehr gut von den Türmen der Passionsfassade sehen. Auch ein Ausflug auf den Berg lohnt sich, zum Beispiel mit der *Hafenseilbahn, den von oben hat man einen herrlichen Blick auf das Meer und den Hafen.

Die beleuchteten Türme nachts

Die zentralen Türme werden allnächtlich während der folgenden Uhrzeiten beleuchtet:

Januar: 18:30 - 22:00 Uhr
Februar: 19:00 - 23:00 Uhr
März: 19:30 - 23:00 Uhr
April: 21:00 - 24:00 Uhr
Mai: 21:30 - 24:00 Uhr
Juni: 22:00 - 24:00 Uhr
Juli: 22:00 - 24:00 Uhr
August: 21:30 - 24:00 Uhr
September: 21:00 - 24:00 Uhr
Oktober: 20:00 - 23:00 Uhr
November: 18:30 - 22:00 Uhr
Dezember: 18:00 - 22:00 Uhr

Die Glockentürme der Passionsfassade bei Nacht, schräg dahinter leuchtet der Stern des Marienturms.
Die Türme der Passionsfassade und der Marienturm

Welche Türme der Sagrada Familia können besichtigt werden?

Aktuell können vier der acht fertiggestellten Glockentürme der Geburts- und Passionsfassade von innen besichtigt werden. Da in einigen der Türmen Falken nisten, die für die Aufzucht ihrer Jungen Ruhe brauchen, können jeweils nur zwei Türme an jeder Fassade betreten werden.

Wenn die Sagrada Familia erst einmal fertiggestellt ist, werden die Türme ihren wahren Zweck erfüllen und über 50 Glocken beherbergen (arme Falken).

Schaulustige können sich aber damit trösten, dass der Aussichtspunkt im Turm des Jesus Christus einen noch spektakuläreren Ausblick bieten wird.

Besichtigung der Türme der Sagrada Familia

Öffnungszeiten

Erste Besuchszeit der Türme ist 15 Minuten nach Öffnung der Sagrada Familia.
Letzter Zugang zu den Türmen der Sagrada Familia ist 1 Stunde 15 Minuten vor Schließung der Basilika.

Die Öffnungszeiten der Basilika:

November - Februar

Montag - Samstag: 9:00 - 18:00 Uhr
Sonntags: 10:30 - 18:00 Uhr

März + Oktober

Montag - Freitag: 9:00 - 19:00 Uhr
Samstags: 9:00 - 18:00 Uhr
Sonntags: 10:30 - 19:00 Uhr

April - September

Montag - Freitag: 9:00 - 20:00 Uhr
Samstags: 9:00 - 18:00 Uhr
Sonntag: 10:30 - 20:00 Uhr

Besondere Öffnungszeiten am 25. + 26.12. und am 1. + 6.1.: von 9:00 bis 14:00 Uhr

Für die Besichtigung der Türme sollte man c.a. 30-40 Minuten einplanen, einschließlich der Wartezeit vor den Fahrstühlen.

Die Autorin dieses Blogs vor dem Wegweiser, das zum Eingang der Basilikum führt.

Eintrittspreise und Tickets

Wer zu den Türmen will, muss zuerst ein Ticket für die Sagrada Familia mit Eintritt zu den Türmen kaufen (im Standard-Ticket sind die Türme nicht beinhaltet). Die Türme sind nur durch das Innere der Sagrada Familia betretbar, man braucht also immer auch ein Ticket für die Basilika.

Da nicht viele Besucher gleichzeitig in die engen Türme passen, sind die Tickets mit Zutritt zu den Türmen noch schneller ausverkauft, als die Standardtickets, man muss mindestens 1-3 Wochen im Voraus buchen.

Im Eintrittspreis ist die Besichtigung der Basilika, eine App mit einem Audio-Führer und einer der Türme beinhaltet. Bereits bei Ticketkauf muss angegeben werden, welche Türme man besichtigen will: die Türme der Geburtsfassade, oder die Türme der Passionsfassade. Die Türme sind nicht miteinander verbunden.

An der Sagrada Familia gibt es keinen Ticketschalter, alle Tickets müssen Online gekauft werden.

über GetYourGuideüber Sagrada Familia.org
Sagrada Familia Eintritt mit Türmen*46,80 EUR36 EUR
Sagrada Familia Eintritt ohne Türme*33,80 EUR26 EUR

Bei Buchung über GetYourGuide erscheinen die verfügbaren Ticketoptionen (mit oder ohne Besichtigung der Türme) erst nach Auswahl eines Datums. Die Option der Türme erscheint nur, wenn noch Plätze verfügbar sind.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Sehenswürdigkeiten, zahlt man bei den Tickets für die Sagrada Familia über Drittanbieter eine höhere Differenz. Dafür könnt ihr über GetYourGuide den Buchungsprozess auf Deutsch vornehmen, die Webseite der Sagrada Familia ist nur auf Englisch oder Spanisch verfügbar. Ganz nebenbei unterstützt ihr damit meinen Blog, den ich mit den Kommissionen von den Ticketanbietern am Leben erhalte.

Wenn ihr dafür keinen Aufpreis zahlen wollt, könnt ihr meine Arbeit auch gerne direkt über diesen Spendenlink unterstützen 🙌

Kinder unter 6 Jahren haben aus Sicherheitsgründen keinen Zutritt zu den Türmen.
Jugendliche unter 17 Jahren dürfen nur in Begleitung der Eltern auf die Türme. 
Alle Preise findet ihr auf den Webseiten der Anbieter.

Für geh- oder stark sehbehinderte Besucher ist die Besichtigung der Türme nicht geeignet. Im Museum in der Sagrada Familia können sehbehinderte Besucher die zentralen Türme anhand von Tastmodellen erkunden.

Ticketkauf für die Türme vor Ort

Wer seine Sagrada Familia Tickets nicht gleich mit Turmzugang gebucht hat, kann mit viel Glück vor Ort Tickets aus den Restbeständen kaufen, der Eintritt zu den Türmen einer der Fassaden kostet 10 EUR.

Aus eigener Erfahrung rate euch ich in dem Fall, gleich am Anfang eurer Besichtigung der Basilika zum Infoschalter am Ausgang vor der Passionsfassade zu gehen, da man mindestens eine Stunde (im Spätherbst) auf ein freies Zeitfenster warten muss.

Am sichersten ist es aber immer, rechtzeitig Online zu buchen, nur so kann man sicher sein, dass man auf die Türme kommt. Über den folgenden Kalender könnt ihr die Verfügbarkeit für die Turmtickets prüfen.

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So läuft die Besichtigung der Türme der Sagrada Familia ab

Bei Regen oder bei stürmischem Wetter werden die Türme aus Sicherheitsgründen geschlossen. Der Ticketpreis für die Türme wird in diesem Fall zurückerstattet, nicht aber der Preis für die Besichtigung der Basilika (bei meinem Besuch hat es anfangs leicht genieselt, die Türme waren trotzdem geöffnet).

Beim Eintritt in die Basilika muss man durch eine Sicherheitskontrolle - Taschen, Handys und metallische Gegenstände müssen auf das Fließband gelegt werden.

Es gelten die generellen Regeln der Sagrada Familia, bzw. jeder anderen katholischen Kirche: keine zu kurze, knappe oder durchsichtige Kleidung, Schultern müssen bedeckt sein, blah blah.
Rauchen, Essen und Trinken in der Basilika ist untersagt.

Wer sich die App der Sagrada Familia mit dem Audioführer aufs Handy laden will, kann das nach Betreten des Grundstücks mit Hilfe des QR-Codes auf einer großen Tafel tun. Es müssen eigene Kopfhörer mitgebracht werden.

Je nachdem wo man das Ticket Online kauft, findet der Besuch der Türme entweder vor oder nach Besichtigung der Basilika statt. Man sollte sich auf jeden Fall pünktlich auf den Weg zu den Türmen machen, je nach Dauer der Warteschlange sollte man sich mindestens 10 - 15 Minuten früher an den Aufzügen einfinden.

Rucksäcke und Taschen müssen wegen Platzmangel in den Schließfächern neben den Fahrstühlen zurückgelassen werden, Münzen sind dafür nicht notwendig. Obwohl mein Rucksack/Handtasche nicht besonders groß ist, durfte er nicht mit hinauf.

Nach oben zu den Türmen kommt man bequem mit dem Aufzug. Da es pro Fassade nur einen Aufzug gibt in den jeweils 7 Leute reinpassen, ist es sehr wahrscheinlich, dass man anstehen muss. Da es oben sehr eng ist, würde es auch keinen Sinn machen, mehr Besucher gleichzeitig hinaufzubefördern.

Tipp: Wer an einer *geführten Tour der Sagrada Familia inklusive Türme teilnimmt, kann die Schlange am Aufzug (und vor der Basilika) überspringen.

Der Fahrstuhl für die Geburtsfassade befindet sich rechts vom Eingang der Sagrada Familia.

Um zum Aufzug der Passionsfassade zu gelangen, muss man die Sagrada Familia durchqueren, der Fahrstuhl liegt links vor dem Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite.

Mit den Aufzügen geht es c.a. 65 Meter nach oben, die letzten Meter zu den etwas höher gelegenen Türmen müssen zu Fuß zurückgelegt werden.

Die Glockentürme waren von Gaudí ursprünglich nur für eine Person vorgesehen: den Glöckner. Wer an Klaustrophobie oder gar Höhenangst leidet, sollte sich einen Besuch der Türme gut überlegen.

Im Turminneren sind auf regelmäßigen Abständen Panikknöpfe verteilt.

Hinunter, zurück in die Basilika, gelangt man über eine enge Spindeltreppe. Im oberen Teil der Türme liegen Fensterschächte auf dem Weg, wo sich noch der eine oder andere Blick nach außen oder nach innen erhaschen lässt. Im unteren Teil verschwindet die innere Wand, die Treppe scheint steiler zu werden und man blickt direkt auf die nach unten führende Spirale, die ein mulmiges Gefühl aufkommen lässt.

Dieser letzte Treppenabschnitt ist wahrscheinlich auch der Grund, warum kleinere Kinder nicht auf die Türme dürfen.

Zur Beruhigung - in den 14 Jahren, die ich ihn Barcelona lebe, habe ich noch keine Schlagzeilen über herabstürzende Touristen in den Nachrichten gelesen.

Welcher Turm ist sehenswerter?

Die Meinungen darüber welche Türme besser sind, sind wie immer widersprüchlich und subjektiv, egal für welchen Turm man sich entscheidet, verpasst man "auf der anderen Seite" nicht viel.

Die Mitarbeiterin der Sagrada Familia hat mich ganz entgeistert angeschaut, als ich noch ein zusätzliches Ticket für die Türme der anderen Fassade kaufen wollte und meinte, das wäre doch genau das selbe (nur dass die Türme der Passionsfassade etwas höher sind, als die der Geburtsfassade).

Generell laufen die Besichtigungen tatsächlich sehr ähnlich ab. Man hat vergleichbare Blicke auf die Stadt und auf die zentralen Türme und Höhepunkte sind jeweils die kleinen Brücken, die die inneren Türme der Fassaden miteinander verbinden.

Aber es gibt auch kleine Unterschiede...

Was jeder Einzelne sehen wird, hängt vom Fortschritt der anhaltenden Bauarbeiten ab!

Wer die Türme besichtigt, erhält vor allem die einmalige Chance die Türme und die Fassade der Sagrada Familia aus unmittelbarer Nähe zu betrachten.

Natürlich hat man von den Türmen auch eine schöne Aussicht auf Barcelona, allerdings gibt es bessere Aussichtspunkte, von denen viele sogar kostenlos sind, zum Beispiel auf dem Tibidabo und dem Montjuïc.

Sowohl von den Türmen der Geburtsfassade als auch von den Türmen der Passionsfassade kann man einen Blick aufs Meer in der Ferne erhaschen, den Hauptblick hat man aber auf die Stadt.

Die Geburtsfassade ist nach Nordosten (Richtung aufgehender Sonne) und die Passionsfassade gen Südwesten (zur untergehenden Sonne) ausgerichtet, weshalb man von den beiden Hauptaussichtspunkten natürlich einen etwas anderen Blick auf die Stadt hat.

Je nach Jahres- und Tageszeit könnte die Ausrichtung der Fassade die Entscheidung auch ein bisschen beeinflussen, zumindest fototechnisch.

Die Geburtsfassade wurde größtenteils zu Lebzeiten Gaudís gebaut und weist den direktesten Einfluss des genialen Architekten auf. Die Geburtsfassade ist reich verziert mit biblischen Szenen und vielen natürlichen, symbolischen Elementen aus dem Tier- und Pflanzenreich, was sie zumindest von außen für die Meisten zur schöneren Fassade macht.

Die Passionsfassade erzählt die letzten, leidvollen Momente im Leben von Jesus, entsprechend ist die Fassade auch karg und kantig, vom sprühenden Leben der Geburtsfassade keine Spur. Aber auch sie hat ihre Reize, man muss nur etwas genauer hinsehen.

Blicke auf Details der Fassaden erhascht man vor allem beim Abstieg über die Spindeltreppen zurück ins Kirchenschiff, durch die engen Fensterschächte.

Alle Glockentürme sind sehr ähnlich gestaltet und ebenfalls reich mit vielen Ornamenten verziert, die man etwas besser von den Türmen der Passionsfassade sehen kann, weil man auf manchen der Stege näher rankommt.

Generell fühlt sich die Besichtigung der Geburtsfassade etwas kurz an; nachdem man die Brücke mit der Aussichtsplattform besichtigt hat, die in der Nähe des Aufzugs liegt, geht es zwar nochmal kurz nach oben, aber es gibt keinen wirklichen Aussichtspunkt mehr. Nur durch die engen Schächte können noch Blicke nach außen geworfen werden, das selbe gilt für den langen Abstieg.

Auf den letzten Metern, wo die enge Wendeltreppe begingt, wird es wieder interessanter (schon allein der Anblick des spiralförmigen Lochs in der Mitte sorgt für Adrenalinausschüttung) und man kann durch schmale Fenster ins Innere der Basilika blicken.

Bei Besuch der Passionsfassade wird man etwas auf die Folter gespannt und gelangt erst nach mehreren kleineren Aussichtspunkten und Stegen zur zentralen Brücke und zum Hauptaussichtspunkt.

Diese kleinen Wow-Momente macht die Tour interessanter und sie wirkt insgesamt länger. Die Aussicht auf die Stadt gefiel mir persönlich von hier auch besser, mit Blick auf den Montjuïc und auf den Tibidabo, die beiden Hausberge von Barcelona.

Apropos Fotos: die meisten Bilder von den Türmen die ihr hier seht, habe ich unter Einsatz meines Lebens iPhones geschossen. Die Wahrheit schaut ein bisschen anders aus und es sind immer irgendwelche Sicherheitskabel oder ähnliches im Weg.

Im Anschluss schildere ich euch den Besuch der Türme der Geburtsfassade und der Passionsfassade im Detail.

Besichtigung der Türme der Krippenfassade

Nachdem man mit dem Fahrstuhl über den Turm des Apostel Thaddäus bis auf 50 Meter nach oben gefahren ist, müssen die letzten 10 Meter zum Aussichtspunkt über die Treppenstufen erklommen werden.

Der Weg durch die Türme wird im Fahrstuhl auf Englisch und Spanisch erläutert, wer sich die App runtergeladen hat, erhält außerdem anhand des Audioführers Info über die Türme und den Aussichtspunkt.

In den engen Türmen gibt es kein Zurück, man sollte also den Ausgang zur Aussichtsplattform auf keinen Fall verpassen.

Geburtsfassade der Sagrada Familia von aussen

Der Aussichtspunkt an der Geburtsfassade befindet sich auf einer Brücke zwischen den beiden inneren Türmen.

Schon von unten kann man die Brücke erkennen, die sich teilweise hinter einem Zypressenbaum verbirgt, der den Baum des Lebens symbolisiert. Es fühlt sich schon toll an, der Zypresse plötzlich so nahe zu sein und auch die weißen Tauben, die ihn "umflattern", kann man ganz aus der Nähe sehen.

Wer sich auf der Brücke mit den Türmen (und c.a. 10 Mitbesuchern) verewigen will, hat hier die einmalige Gelegenheit Fotos zu schießen.

Die Krippenfassade ist nach Nordosten ausgerichtet und zu ihren Füßen liegt der Park mit dem See, der wiederum ein beliebter Standpunkt ist, um Fotos von der Sagrada Familia zu schießen.

Blickt man in die Ferne, fällt vor allem die zylinderförmige Torre Glòries ins Auge (in der sich übrigens auch eine Aussichtsplattform befindet) und hinter den Hochhäusern am Olympischen Hafen lässt sich das Meer erahnen.

Auf der gegenüberliegenden Seite blickt man auf die Basilika selbst und kann die zentralen Türme aus der Nähe bestaunen, von denen der Jesus Turm in der Mitte bislang noch unvollendet ist.

Blick vom Turm auf die Glorienfassade.

Auch wenn es sich um eine Brücke handelt, wird der Weg nicht am anderen Ende fortgesetzt und man geht zurück in den selben Turm, aus dem man gekommen ist. Nach ein paar Stufen nach oben gelangt man in den rechten, äußeren Turm der Geburtsfassade (der Turm des Matthias) und beginnt über die Spindeltreppe den Abstieg zurück nach unten ins Kirchenschiff.

Beim Abstieg kann man noch den einen oder anderen Blick auf Barcelona erhaschen, am interessantesten aber sind die Blicke auf die Details der Fassaden.

Blick durch ein Turmfenster auf die Glorienfassade.

Im unteren Teil schlängelt sich die bereits angedrohte, schneckenförmige Spiraltreppe, die in der Mitte weder eine Wand noch einen Handläufer hat, zurück ins Kirchenschiff.

Die Wendeltreppe im Turm der Geburtsfassade ist mit 426 Stufen länger als die der Passionsfassade (340 Stufen). Dafür eröffnen sich im unteren Teil unerwartete und interessante Blicke in das Innere der Sagrada Familia, zum Beispiel auf den Säulenwald, der die Decke des Kirchenschiffs stützt.

Hier endet die Besichtigung der Türme der Geburtsfassade, natürlich kann man noch solange man will in der Basilika verweilen.

Besichtigung der Türme der Passionsfassade

Mit dem Fahrstuhl gelangt man durch den Turm, der dem Apostel Phillip gewidmet ist, nach oben. Auf der kurzen Fahrt wird erklärt, wie man zu den verschiedenen Aussichtsplattformen kommt. Aber keine Sorge, wer (wie ich) nur mit halbem Ohr zuhört, kann trotzdem nicht viel falsch machen, solange man den Pfeilen an den Abzweigungen folgt.

Über die Spindeltreppe gelangt man nach einigen Metern Aufstieg zur ersten Aussichtsplattform, die im Inneren des äußeren Turms liegt. Dies ist der höchste Punkt der Sagrada Familia, der momentan von Besuchern erklommen werden kann, was sich aber ändern wird, sobald der zentrale Hauptturm (der Jesus Turm) fertiggestellt ist.

Trotz der Höhe ist der Blick auf Barcelona durch die vergitterten, schlitzartigen Fenster nur eingeschränkt genießbar. Aber ihr könnt euch mit dem Wissen trösten, dass es nur besser wird.

Den Wegweisern folgend überquert man eine kleine Brücke in den mittleren Turm und von hier sieht man schon etwas mehr, vor allem auch die ornamentierte Spitze des Turms, aus dem man gekommen ist.

Die Türme sind teilweise mit buntem Mosaik besetzt.

Im nächsten Turm geht es weiter nach unten, auf dem Weg eröffnen sich immer wieder Sichtscharten und von einem weiteren kleinen Steg, der zurück führt in den Phillip-Turm, hat man Blick auf die unvollendete Glorienfassade und Barcelona. Wir wollen aber nicht zurück in den Phillip-Turm, wo man den Aufzug sehen kann, und drehen um, um unseren Weg fortzusetzen.

Durch den inneren Turm geht es weiter hinab und wenn man schon nervös wird und denkt, man steht gleich wieder im Kirchenschiff, führt ein Ausgang auf der rechten Seite auf die zentrale Brücke, die die beiden inneren Türme der Passionsfassade verbindet.

Endlich bietet sich ein (fast) uneingeschränkter Blick auf den südöstlichen Teil von Barcelona, der vom Montjuïc reicht, der sich vom Meer landeinwärts erstreckt, bis zum Tibidabo im äußersten Norden von Barcelona.

Hier wird man ein Weilchen verweilen und Fotos machen, wer wie ich keine Selfies mag, dem dient die kubistische Jesus-Figur von Josep Maria Subirachs, die über Barcelona in die Ferne zu blicken scheint, als Fotomodell.

Blick von den Türmen der Passionsfassade auf den Montjuïc.

Auf der anderen Seite der Brücke blickt man auf die Mitte der Sagrada Familia, wo die zentralen Laternentürme aufragen und von denen sich der höchste noch im Bau befindet. Hier kann man sehr schön die Zierelemente der Türme erkennen, wie die Früchte, die die spitz zulaufenden Giebel krönen.

Dekorative Details wie Früchte und Pflanzen an der Fassade aus unmittelbarer Nähe betrachtet.

Nachdem man alles fotografiert und seinen Exhibitionismusdrang befriedigt und auf Instagram gepostet hat, tritt man den noch erstaunlich langen Weg nach unten an.

Kurz nach dem Aussichtspunkt tut sich unerwarteterweise eine Abzweigung auf, wo man den Stufen entweder nach links durch den inneren Turm, oder nach rechts durch den äußeren Turm folgen kann. Nach viel Hin- und Her und einigen zögerlichen Testschritten nach unten, habe ich mich schließlich für den linken Weg entschieden.

Auf dem Weg durch den inneren Turm hatte man nochmal Blicke auf die Baustelle der zentralen Türme und nach außen hin auf das Kreuz, das den knochenartigen Giebel der Fassade krönt.

Etwas weiter unten liefen die Treppen wieder zusammen und ich traf auf meine "Vorgänger", die sich für den Weg durch den äußeren Turm entschieden hatten. Nachdem wir Fotos verglichen hatten und ich beruhigt war auf dem anderen Weg nichts verpasst zu haben, begann der letzte und kritischste Teil des Abstiegs.

Denn wie bei den Türmen der Geburtsfassade, verschwindet hier die innere Wand und alles was einem vom Abgrund trennt, ist ein gähnendes, spiralförmiges Loch. Unter nervösem Gekicher einer Gruppe chinesischer Touristinnen, gelangten wir alle heil nach unten, man darf sich eben nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Anders als beim Abstieg in der Geburtsfassade hat man hier keine Blicke ins Innere der Basilika.

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Lohnt sich ein Besuch der Türme der Sagrada Familia

Die Sagrada Familia sollte man unbedingt gesehen haben, denn sie ist so ziemlich das einzigartigste, was Barcelona zu bieten hat.

Auch die Türme sind sehenswert, aber es fehlt so ein bisschen der "Wow" Faktor, den man zum Beispiel nach Betreten der Basilika erlebt.

Wem sich die Gelegenheit bietet, sollte sich trotzdem auch die Türme ansehen, um einen Gesamteindruck der Sagrada Familia zu erhalten.

Blick auf einen Teil der Glorienfassade und auf Barcelona.

Außerdem wird man bald nicht mehr die Möglichkeit dazu haben, denn die Türme sind dafür bestimmt die Glocken der Basilika zu beherbergen. Wer weiß, vielleicht erinnert man sich nach Fertigstellung der Sagrada Familia eines Tages nostalgisch an den Besuch zurück und kann zukünftigen Generationen stolz berichten, die Glockentürme noch von innen gesehen zu haben.

Wer kein Ticket für die Türme zum Besichtigungstermin erwischt, muss aber nicht traurig sein, das Highlight am Besuch der Sagrada Familia ist die Basilika selbst.

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Geschrieben von Alex

Als ich vor 15 Jahren das erste Mal nach Barcelona kam, habe ich mich sofort in diese wunderschöne Stadt verliebt, also bin ich direkt hiergeblieben und mittlerweile ist Barcelona zu meiner Heimat geworden. In diesem Blog will ich euch "meine" Stadt vorstellen und euch zeigen, was Barcelona so besonders macht.

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11 comments on “Die Türme der Sagrada Familia”

  1. Vielen Dank für diesen sehr hilfreichen Blogeintrag.
    Habe mich nach dem Lesen nun umentschieden und hoffe, dass das Team der Sagrada Familia meine gebuchten Tickets für den Nativity Tower ändern kann.
    Falls nicht: Pech gehabt, Blogeintrag zu spät gesehen. Aber dann werden wir das Beste daraus machen.

    1. Hallo Aly, generell können die Tickets für die Besichtigung der Türme nicht umgetauscht werden, zumindest nicht vor Ort, weil die Türme über Tage hinweg ausgebucht sind. Wenn du die Tickets über die offizielle Webseite gekauft hast, findest du dort mehr Info und eine E-Mail Adresse, wo du dein Glück versuchen kannst (aber vielleicht hast du das bereits selbst herausgefunden). Ansonsten bin ich mir aber sicher, dass euch auch der Besuch des Nativity Towers gefallen wird, das ist ja auch immer sehr subjektiv, es gibt viele, die die Geburtsfassade der Passionsfassade vorziehen. Viel Spaß!

  2. Hallo
    Ich möchte bei unserem nächsten Besuch die Türme der Sagrada Familia besuchen, welche Tageszeit wäre ratsam damit vielleicht nicht ganz so viel los ist? Ist es eventuell gut einen späten Termin für die Passionsfassade zu nehmen wegen dem Sonnenuntergang?
    LG
    Mike

    1. Hallo Mike,
      die beste Zeit, um die Türme zu besuchen, hängt von mehreren Faktoren ab, da man ja "gezwungenermaßen" auch die Basilika besichtigen muss und da sind zwischen 9 und 10 Uhr die wenigsten Touristen unterwegs. Aber du schreibst ja bei eurem "nächsten Besuch", also hast du die Basilika vielleicht sogar schon gesehen...Im Sommer sind die Türme jeden Tag komplett ausgebucht, es ist also immer die gleiche Anzahl von Besuchern unterwegs, Hauptsache, man bucht frühzeitig (mindestens eine Woche vorher) ein Zeitfenster.
      Generell würde ich immer zu einem Besuch am frühen Vormittag oder am späten Nachmittag bzw. Abend raten, wenn die durch das einfallende Licht erzeugten Effekte im Kirchenschiff am spektakulärsten sind.
      Wenn's von der Jahreszeit und den Öffnungszeiten her passt, würde ich den Besuch der Türme der Passionsfassade auf den Sonnenuntergang legen, wenn die Seite von der sinkenden Sonne beleuchtet wird und man mit Glück einen schönen Sonnenuntergang von der dritten Aussichtsplattform aus sieht.
      Viele Grüße und bis bald in Barcelona  💙

  3. Liebe Alex, vielen Dank für deine Ausführungen. Sie haben uns sehr bei der Entscheidung für unseren Besuch der Stadt geholfen (Es wird die Krippenfassade).
    Viele Grüße von Alex und Katrin

    1. Hallo Alex und Katrin, vielen Dank für euren netten Kommentar!
      Es freut mich, dass ich euch bei eurer Entscheidung helfen konnte und bin mir sicher, dass euch die Türme der Krippenfassade gefallen werden.
      Genießt euren Aufenthalt in dieser wunderschönen Stadt!
      Liebe Grüße

  4. Hallo Alex,
    Ich verstehe irgendwie nicht ganz welche Eintrittszeit ich buchen sollte.
    Denn ich muss ja für einen Turm buchen und die Kathedrale buchen.
    Oder ergibt sich das?
    Liebe Grüße Katharina

    1. Hallo Katharina,
      ich habe mir den Buchungsvorgang gerade nochmal genauer angeschaut. Du kannst ja zwischen 3 Möglichkeiten auswählen: Eintrittskarte mit Audioguide, Ticket mit Zugang zum Passionsfassadenturm und Ticket mit Zugang zum Geburtsfassadenturm. Du wählst die Uhrzeit aus, zu der du die Basilika besichtigen willst und eine Stunde später kannst du mit dem Ticket den gewählten Turm besichtigen, das Ticket musst du am Aufzug zu den Türmen vorzeigen. Plane mit ein, dass man dort meist ein bisschen anstehen muss, aber das weiß das Personal der Sagrada Familia natürlich auch und es wird nicht auf die Minute geprüft. Nach Besichtigung des Turms landest du über die Treppen wieder in der Basilika, wo du dich solange aufhalten kannst, wie du magst (unter Beachtung der Öffnungszeiten, klar).
      Viel Spaß in Barcelona und liebe Grüße!

    1. Oh nein, peinlich, ich lebe wahrscheinlich schon zu lange in Barcelona und "schwätze" eigentlich nur noch auf meinem Blog deutsch, abgesehen davon dass wir Schwaben ja eh kein Deutsch können. Danke für den Hinweis, hab's korrigiert.

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