Die Casa Vicens ist eine der weniger bekannten Juwelen in Gaudis Krone und war sein erstes, großes Projekt. Frisch aus der Architekturschule und den Kopf voller verschiedener Architekturstile, begann Antoni Gaudí 1883 mit Feuereifer mit dem Bau des Sommerhauses für die Familie Vicens.
Wie seine bekannteren Häuser Casa Batlló und Casa Milà im Zentrum von Barcelona, ist auch die Casa Vicens recht ungewöhnlich anzusehen, unterscheidet sich aber in einigen wesentlichen Merkmalen von den modernistischen Bauten auf dem Passeig de Gràcia.
Dadurch, dass die Casa Vicens etwas ab vom Schuss liegt, ist sie außerdem nicht so überlaufen und der Besuch ist stressfrei möglich.
Carrer de les Carolines 20, 08012 Barcelona
Lesseps oder Fontana L3
Hop-On-Hop-Off Bus
Tipp: Die Casa Vicens liegt nicht im unmittelbaren Stadtzentrum von Barcelona. Damit sich die Anfahrt auch so richtig lohnt, kann man die Besichtigung der Casa Vicens mit einem Besuch im Park Güell verbinden. Ab der Metro Station Lesseps gelangt man sowohl zur Casa Vicens, als auch zum Park Güell.
Casa Vicens Öffnungszeiten 2024
01. Januar - 31. März
- Täglich: 09:30 - 18:00 Uhr
01. Abril - 31. Oktober
- Täglich: 09:30 - 20:00 Uhr
Tage mit speziellen Öffnungszeiten:
23. - 31. März: 09:30 - 20:00 Uhr
Geschlossen:
25. Dezember + 6. Januar
Eintrittspreise und Onlinetickets für die Casa Vicens
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliatelinks/Werbelinks. Wenn du deine Tickets über einen dieser Link buchst, erhalte ich vom Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Standard (18 Jahre +) | 20 EUR |
Senioren ab 65 Jahre | 18 EUR |
Studenten bis 25 Jahre | 18 EUR |
Behinderte Personen + eine Begleitperson | 18 EUR |
Kinder 11 - 17 Jahre | 16 EUR |
Kinder unter 11 Jahren | gratis |
Am Schalter fallen 4 EUR Zuschlag an
Die Geschichte der Casa Vicens
1883 beauftragte der Börsenmakler Manel Vicens i Montaner den 31-jährigen Antoni Gaudí mit dem Bau seines Sommerhauses auf dem "Land", zu jener Zeit war der heutige Stadtteil Gràcia noch eine eigenständige Gemeinde.
Über Señor Vicens selbst weiß man nicht viel, aber wie damals üblich erhielt das Haus seinen Namen, unter dem es auch heute noch, nach mehrmaligem Besitzerwechsel, bekannt ist. 1885 war der Bau der Casa Vicens abgeschlossen.
1925 wechselte die Casa Vicens das erste Mal den Besitzer und das Haus und der Garten wurden unter der Leitung von Joan Baptista Serra de Martinez erweitert. An der Ecke, wo die Avinguida de la Riera de Cassoles auf den Carrer de les Carolines trifft, wurde eine Kapelle zu Ehren der heiligen Santa Rita errichtet.
1935 wurden erneute Vergrößerung des Hauses durch den Architekten F.V. Ortenbach Bertram durchgeführt. Dieser am nördlichen Teil des Hauses angebrachte Teil existiert heute nicht mehr.
1945 waren die damaligen Besitzer gezwungen, Teile des Grundstücks zu verkaufen und unter anderem wurde die Kapelle abgerissen. Auch der hohe Wasserfall, der im Garten für Abkühlung und Privatsphäre sorgte, fiel der Grundstücksaufteilung zum Opfer. Eine Nachbildung des Brunnens kann heute im Museu de les Aigües de Llobregat besichtigt werden.
2005 wurde die Casa Vicens von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
2017 begann die Restauration der Casa Vicens, wo die Originalelemente von Gaudí zum größten Teil wieder hergestellt wurden, und das Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Tag der Santa Rita in der Casa Vicens
Im 18. Jahrhundert stand auf dem Grundstück, auf dem später die Casa Vicens gebaut wurde, ein Kurhaus der unbeschuhten Karmeliten, dessen Quelle für seine heilbringende Wirkung bekannt war. Die Quelle wurde nach der Schutzheiligen des Unmöglichen, Santa Rita, benannt. Später wurde das Sprudelwasser kommerzialisiert und 1927 eine Kapelle zu Ehren der Schutzheiligen an der Quelle errichtet.
Am Tag der Santa Rita wird an einer für sie errichteten Weihestätte im Garten traditionell eine Messe für die Anwohner des Stadtviertels abgehalten, unter anderem die Segnung der Rosen. Jedes Jahr am 22.05. wird aus diesem Grund die Casa Vicens der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Casa Vicens im Einklang mit der Natur - Baustil und Architektur
Mit ihrem etwas gezackten Äußeren und den gelb-blauen Keramikfliesen unterscheidet sich die Casa Vicens stark von den anderen Werken, die wir von Gaudí gewohnt sind.
Die Casa Vicens ist ein Mischmasch verschiedener Baustile und vor allem der orientalische Einfluss der Mudejar-, Perser- und Byzantinerkunst ist leicht zu erkennen.
Gaudí verwendete beim Bau traditionelle Materialen und Techniken auf seine bekannte, innovative Weise; vom islamischen Raucherzimmer bis zu den mit Fliesen bedeckten Badezimmern ist die Casa Vicens eine Art Villa Kunterbunt, die Elemente orientalischer und neoklassizistischer Architekturstile miteinander vereint.
In der Casa Vicens findet man noch gerade Linien, die Gaudí in seinen späteren, naturalistischen Werken vermied und Kurven durch Kurven ersetzte.
Eine weitere Besonderheit ist, dass die Hauptfassade der Casa Vicens nicht wie üblich zur Straße, sondern zum üppigen Garten hin ausgerichtet ist, was ihre Verbundenheit zur Natur unterstreicht.
Besichtigung der Casa Vicens von innen
Wer die Anfahrt zur Casa Vicens unternimmt, sollte das Bauwerk auf jeden Fall auch von Innen besichtigen, da sich der Weg sonst nicht wirklich lohnt. Anders als bei der Casa Milà und der Casa Batlló, zeigt die Hauptfassade der Casa Vicens wie bereits erwähnt nach innen, Richtung Garten und kann von außen nicht gesehen werden.
Mit den Eintrittskarten erhält man Zutritt zu allen 3 Stockwerken, sowie dem Untergeschoss, der Dachterrasse und dem Garten.
Der Garten
Vom üppig vegetierten Garten aus kann man die Hauptfassade der Casa Vicens in seiner ganzen Pracht bewundern und die besten Fotos schießen, bevor man das Haus durch den Eingangsbereich betritt.
Gaudí verwendete für den Garten nur Pflanzen, die im Mittelmeerraum ansässig sind und wenig Wasser benötigten, wie Palmen, Efeu, Mangolien und Rosen.
Schade nur, dass von dem monumentalen Brunnen, der sich hier einst über einem Parabolbogen ergoss, einem der Besitzerwechsel zum Opfer fiel.
Das Erdgeschoss
Im Erdgeschoss, der Planta Noble, befanden sich die Räume die im täglichen Alltag von der Familie Vicens benutzt wurden. Im Esszimmer sind teilweise noch die von Gaudí entworfenen Originalmöbeln ausgestellt, sowie eine Kollektion antiker Gemälde.
Einen krassen Gegensatz zu diesem eher traditionell-konservativ eingerichteten Raum, bildet das Raucherzimmer im islamischen Stil, das mit den kunstvoll bemalten, blau-goldenen Muqarna-Dekor an die Alhambra in Andalusien erinnert.
Vom Erdgeschoss gelangt man auf das Patio, wo man sich den zum Garten zeigenden Marmorbrunnen nochmal aus der Nähe ansehen kann.
Erster Stock
Im ersten Stock befinden sich die Schlafzimmer und die Bäder. Es wird vermutet, dass die Casa Vicens eines der ersten Häuser mit fließendem Wasser war. Gaudí war bekannt dafür, ein Vorreiter in allen technischen Erneuerungen zu sein, die das moderne Leben erleichterten.
Wie immer in Gaudís Werken, war die Natur eine ständige Inspirationsquelle und es scheint als würde sich der Garten mit den detailreichen Motiven aus Flora und Fauna an den Zimmerwänden und Decken fortsetzen.
Das Dachgeschoss und die Dachterrasse
Anhand von Modellen und Originalbauplänen im Dachgeschoss erhält man anschaulich einen genauen Einblick in die Geschichte der Casa Vicens.
Die Dachterrasse mit ihren buntgekachelten, orientalischen Türmchen war früher im grünen und spärlich besiedelten Gràcia ein Ort der Zuflucht für die Hausbewohner. Heute bietet sie Ausblick auf die umliegenden Wohnungen und die aufgehängte Wäsche der Nachbarschaft.
Das Ende der Besichtigung
Das moderne, weiße Gewölbe im Untergeschoss beherbergt außer den Toiletten noch die Bibliothek und ein Souvenirgeschäft, über diesen Weg kann die Casa Vicens verlassen werden. Wer will, kann sich noch etwas mehr Zeit im Garten verbringen und sich in dem kleinen Café stärken, das wir allerdings nicht ausprobiert haben.
Lohnt sich ein Besuch der Casa Vicens
Ein Besuch der Casa Vicens lohnt sich vor allem für Gaudí-Fans und Architektur Liebhaber. Auch wer die anderen Gaudí Häuser bereits abgeklappert hat, sollte sich einen Besuch der Casa Vicens nicht entgehen lassen.
Für alle Barcelona und Gaudí-Anfänger würde ich eher die Casa Milà empfehlen, das ausgereifteste und technisch beeindruckendste Herrenhaus von Gaudí. Dicht gefolgt von der Casa Batlló, die bei vielen Dank ihrer märchenhaften Elemente der absolute Favorit ist.
Essen und trinken in der Nähe
Der lebhafte Stadtteil Gràcia ist bekannt für seine dörfliche Atmosphäre und die sonnigen Plätze sind beliebter Treffpunkt bei Einheimischen und den wenigen Touristen, die sich hierher verirren.
Gut und günstig Tapas essen kann man zum Beispiel in der Bodega Neus, in der vor allem Einheimische verkehren.
Etwas weiter und etwas touristischer ist die Taberna El Glop, die leckere Pallea serviert, oder die gemütliche kleine Bodega Marín, wo man ausgezeichnete Weine und Tapas bekommt (vorab Öffnungszeiten abchecken).