Das Barri Gòtic ist das historische Herz von Barcelona und Zeitzeuge der vielen Epochen, Kulturen und Herrschaften der Stadt.
Ein Bummel durch die verwinkelten Gassen und malerischen Plaças des gotischen Viertels gleicht einem Spaziergang durch die Zeit - angefangen von der Gründung von Barcino in der Antike über die Blütezeit im Mittelalter bis in den neugotischen Stadtkern, der von der katalanischen Renaissance geprägt wurde.
Restaurants in historischen Kellergewölben, gemütliche Terrassenbars unter Bäumen und Läden und Galerien aller Art macht das Barri Gòtic außerdem zu einem beliebten Viertel um zu shoppen und um auszugehen.
Das Barri Gòtic liegt zwischen den berühmten Rambles und der Via Laietana und ist Teil der Ciutat Vella, der Altstadt von Barcelona.
Liceu L3 , Urquinaona L1 L4 , Jaume I L4 , Plaça Catalunya L1 L2 L3 L6 L7 S1 S2 S5 S6 S7
Hop On Hop Off Bus: Plaça Catalunya oder Monumento a Colón
Barcelona - So fing alles an
Barcelona wurde im 1. Jahrhundert vor Christi als kleine römische Kolonie gegründet und blickt auf eine über 2000- jährige Vergangenheit zurück.
Verbündet mit der Krone von Aragón verwandelte sich Barcelona im Mittelalter in eine See- und Handelsmacht und durch das Wirtschaftswachstum entstanden neue Siedlungsgebiete außerhalb der römischen Mauern.
Innerhalb der Stadtmauern wurde es eng, antike Gebäude wurden abgerissen und auf den Fundamenten entstanden modernere Gebäude. Ein Großteil von Barcelonas Geschichte wurde somit unwiderruflich zerstört und liegt unter dem heutigen gotischen Viertel begraben.
Während der katalanischen Renaissance Ende des 18. bis ins 19. Jahrhundert entdeckten die Barcelonesen ihre mittelalterliche Vergangenheit wieder und im 20. Jahrhundert begann die Verwandlung der verwahrlosten Altstadt.
Barkeno und Barcino - Barcelona in der Antike
Die Ebene zwischen dem Delta de Llobregat und dem Delta de Besòs wurde bereits seit Urzeiten von iberischen Völkern besiedelt und bei den Seefahrern und Kaufleuten, mit denen sie Handel betrieben, war das Gebiet als Barkeno bekannt, was soviel heißen könnte wie "Hoher Ort".
Die Römer übernahmen vermutlich den Namen, als sie zwischen 15 - 10 v. Chr. die Kolonie Barcino auf dem Mont Taber gründeten, einer Anhöhe im heutigen Barri Gòtic.

Es gibt Legenden, die behaupten, dass Barcelona schon viel früher gegründet wurde, entweder von Hamilkar Barkas (Hannibals Vater, also Gegner aller Römer) oder dem griechischen Halbgott Herkules, aber das ist wohl eher ein Wunschdenken der Barcelonesen.
In jedem Fall waren es die Römer, die Barcelona ihre endgültige Struktur als Stadt gaben.
Der Küstenstreifen zwischen den damals bedeutenden römischen Städten Tarraco (Tarragona) im Süden und Emporiae (Empúries) im Norden wurde strategisch als Standort für die neue Kolonie ausgewählt, unter anderem um den Handel an den Ufern des Llobregat zu kontrollieren.
Barcino wurde relativ spät gegründet, die Völker der iberischen Halbinsel waren dominiert und die Kolonie entwickelte sich schnell zu einer wirtschaftlich florierenden Siedlung mit regem Seehandel und ertragreicher Landwirtschaft. Dank archäologischer Funde wissen wir, dass Barcino voller luxuriöser Villen war und die Stadt und ihre Einwohner gediehen unter der römischen Herrschaft, bis zum Untergang des römischen Reichs.

Die Kolonie wurde im typischen römischen Quadratrastertyp angelegt, geviertelt von der Decumanus Maximus (heute Carrer del Bispe) und der Cardo Maximus (heute Carrer de Llibreteria), an deren Enden sich die Stadttore befanden.
Parallel zu den Hauptachsen verliefen die Nebenstraßen, wodurch ein schachbrettartiges Stadtmuster entstand, welches auch zu Neuzeiten noch verwendet wird und als Grundlage der Gestaltung der Neustadt (l'Eixample) im Norden Barcelonas diente.
In der Mitte der Siedlung lag das Forum, das politische, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Stadt, dominiert von einem Tempel, der dem römischen Kaiser Augustus gewidmet war.
Seit seiner Gründung zog sich um Barcino eine Stadtmauer, die über die Jahrhunderte verstärkt und erweitert wurde, als Barcelona wuchs und an Bedeutung gewann. Alle heute erhaltenen Reste der antiken Mauer stammen von der zweiten römischen Stadtmauer aus dem 3. - 4. Jahrhundert und ihr Verlauf kann teilweise noch an den mittelalterlichen Gebäuden nachverfolgt werden.
Eingebettet zwischen den Mauern und Bastionen wurden die Gassen der Altstadt immer enger und kurvenreicher.
Barcelona im Mittelalter
Nach dem Untergang des Römischen Reichs fiel Barcelona unter die Herrschaft verschiedener Besetzer, angefangen von den Westgoten aus dem Nordosten (Barcino wurde zu Barchinona) über die kurze Herrschaft der Mauren aus dem Süden (Barchinona wurde zu Barshiluna), die schließlich von den westgermanischen Franken vertrieben wurden. Die Karolinger führten die Grafschaft in Barcelona ein und regierten die Stadt so aus der Ferne.
Wilfried I der Haarige war 878 der letzte vom Frankenkönig ernannte Graf und der erste, dem das Recht zufiel, die Grafschaft an seine Söhne zu vererben. So wurde die Dynastie der Grafen von Barcelona gegründet, die berühmten Condes de Barcelona, was zur Unabhängigkeit Kataloniens vom fränkischen Reich führte.
Die Farben Kataloniens - Legende der vier Blutstreifen

Einer Legende nach besuchte der Frankenkönig Karl der Kahle den nach einem Kampf verwundeten Wilfried den Haarigen (kein Witz) auf seinem Krankenbett, tauchte eine Hand in das Blut seines treuen Vasallen und zog vier rote Streifen über dessen vergoldetes Schild - das Wappen von Katalonien war entworfen.
Die Blütezeit
Durch eine Heirat verbündete sich die Grafschaft Barcelona mit der Krone von Aragón und wurde zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum eines wachsenden Territoriums, das während seiner Blütezeit Aragón, Katalonien, Valencia, die Balearen, Teile von Südfrankreich und Süditalien bis Athen umfasste.
Auch das Stadtgebiet wuchs und um Kirchen und Klöster entstanden Siedlungen außerhalb der römischen Stadtmauern, unter anderem das Hafenviertel La Ribera (in dem El Born liegt) und auf der westlichen Seite El Raval. Im Jahr 1260 wurde die Stadtmauer mit 80 Türmen und 8 Toren erweitert.
In Barcelona bildete sich ein selbstbewusstes und kulturell angesehenes Gemeinwesen heraus, viele der gotischen Bauten die heute noch zu sehen sind, stammen aus dieser Blütezeit im 14. - 15. Jahrhundert.
Der Abschwung
Verschiedene historische Ereignisse wie Seekriege mit Genua, Aufstände in Sardinien, der Aufschwung des Osmanischen Reichs und die Pest bremsten den katalanischen Boom.
Die Herrschaft der Grafen aus dem Hause Barcelona endete 1410 mit dem Tod von Martí l'Humà, der keinen Thronerben hinterließ. Ferdinand I aus dem Hause Aragón trat 1412 die Nachfolge an und verlegte den Hof nach Neapel.
Sein Thronfolger Ferdinand II vermählte sich 1469 mit der kastilischen Königin Isabella und schloss die Vereinigung Aragóns mit Kastilien, 1479 bestieg er den Thron von Aragón und führte den Beginn der kastilischen Herrschaft im christlichen Spanien ein.
Die industrielle Revolution und die katalanische Renaissance
Im späten 18. und Anfang des 19. Jahrhundert erlebte Barcelona einen neuen ökonomischen Aufschwung. Verschiedene Industrien entwickelten sich und sorgten für einen erneuten Bevölkerungszuwachs, als Folge dessen wuchs auch die Armut und die Unruhen während der Rezessionen unter der Arbeiterklasse.
1854 wurde die Stadtmauer abgerissen und 1869 begann die Konstruktion des l'Eixample. Die wohlhabende Oberklasse wanderte aus der klaustrophobischen Altstadt in den neuen Stadtteil ab und errichtete dort ihre Herrenhäuser im katalanischen Jugendstil Modernisme, die visuelleste Ausdrucksform der katalanischen Renaissance.
Das gotische Viertel - ein Marketing-Gag?
Schlendert man heute durch das gotische Viertel in Barcelona, hat man das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist und man ins Mittelalter zurückversetzt wurde.
Die Bewohner des "Kathedralenviertels" Anfang des 19. Jahrhunderts würden ihren Stadtteil heute allerdings kaum wiederkennen. Sie lebten unter miserablen hygienischen Bedingungen in einem Labyrinth aus dunklen, stickigen Gassen, die nirgendwo hinzuführen schienen und von zerfallenen Gebäuden gesäumt waren.
Die Transformation und Sanierung der Altstadt begann 1854 mit dem Abriss der Stadtmauer und der Konstruktion des neuen Stadtteils l'Eixample. 1908 wurde mit dem Bau der Via Laietana begonnen, um die Neustadt mit dem Hafen zu verbinden. Die Via Laietana führte mitten durch den alten Kern und es musste über das Schicksal vieler historischer Gebäude entschieden werden.
Die Konstruktion der gotischen Fassade der Kathedrale war schon im vollen Gange und es wurde die Idee geboren, rings um die Kathedrale ein gotisches Viertel entstehen zu lassen.
Der Prozess der Gotisierung der Altstadt begann 1927 zog sich bis 1970. Historische Gebäude wurden renoviert und rekonstruiert, was nicht zu retten war, wurde abgerissen und mit den Gebäuden auf dem Verlauf der Via Laietana ersetzt, die Stein für Stein abgetragen und ins neugotische Viertel versetzt wurden.
Schlichte Fassaden wurden mit gotischen Elementen wie Maßwerkfenstern, Galerien und aufwendigen Ornamenten aufgepeppt. Zu guter Letzt wurde das gesamte Viertel in eine Fußgängerzone umgewandelt. Voilá - Das Barri Gòtic war entstanden.
Auch seinen Namen erhielt das Barri Gòtic erst im 20. Jahrhundert, davor gab es hier eine Ansammlung verschiedener kleinerer Viertel mit eigener Persönlichkeit, die oft nach ihren Kirchen benannt waren.
Und wozu der ganze Aufwand? Als Auslöser dieser Umgestaltung gilt die katalanische Renaissance. Ende des 19. Jahrhunderts durchlief das katalanische Gutbürgertum eine Identitätskrise und machte sich auf eine tiefgreifende Suche nach dem Ursprung der katalanischen Nation. Es ist nicht verwunderlich, dass sie den im 13. - 15. Jahrhundert zu finden glaubten, der wirtschaftlichen Blütezeit Barcelonas und der Krone von Aragón, von der viele der mittelalterlichen Bauten in der Altstadt zeugten.
Bis zur Entstehung der Bourgeoisie erweckte das Mittelalter nicht dasselbe Interesse wie heute und es wurden keine Maßnahmen zur Erhaltung historischer Bauten ergriffen, im Gegenteil - viele Bauwerke wurden während der Entstehung modernerer Gebäude systematisch zerstört.
Aber mit der neu gewonnenen Selbsterkenntnis entstand der kollektive Wunsch, die glorreiche Vergangenheit der "Katalanen" in den Bauten der Altstadt widerzuspiegeln.
Bis zu diesem Zeitpunkt erhielt Barcelona nicht viele ausländische Besucher und die Stadt erhoffte, mit der Gewinnung der Weltausstellung 1929 den internationalen Tourismus anzukurbeln. Zu diesem Zweck wurde nicht nur das Ausstellungsgelände um den Montjuïc urbanisiert, sondern unter anderem auch die Plaça Catalunya im Zentrum fertiggestellt und die Schönheitsoperationen in der Altstadt vorgenommen, um ihr ein einheitliches mittelalterliches Aussehen zu verleihen.

Sehenswürdigkeiten im (neu) gotischen Viertel von Barcelona
Das mittelalterliche, gotische Viertel in seiner heutigen Form entstand erst Anfang des 20. Jahrhunderts, zusammen mit dem wohlhabenden Bürgertum und seinem Verlangen, mit anderen historischen Städten Europas in einem Atemzug erwähnt zu werden.
Aufgrund seiner Vergangenheit ist das gotische Viertel eine kuriose Mischung aus römischen, mittelalterlichen und neugotischen Bauten.
Und obwohl es in Barcelona auch authentische gotische Bauwerke gibt (viele davon außerhalb des gotischen Viertels), wurden bei den meisten die gotischen Elemente erst im 19. und 20. Jahrhundert hinzugefügt, um einen uniformen Baustil zu erzielen.
Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia - Kathedrale La Seu
Das berühmteste Beispiel ist die Kathedrale von Barcelona, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert im katalanischen Gotikstil erbaut wurde.
Der Gótico Catalán weicht von der Gotik anderer europäischen Länder ab - generell ist er schlichter und schmuckloser. Außerdem strebt der katalanische gotische Baustil nicht in die Höhe, sondern sucht das Gleichgewicht mit dem horizontalem Aspekt, weshalb er etwas wuchtig wirkt.
Typische Gebäude im (unveränderten) katalanischen Gotikstil sind die Basilika Santa Maria del Pi und die Basilika Santa Maria del Mar im angrenzenden Stadtteil El Born.

Die prächtige neugotische Fassade, wo heute das Hauptportal der Kathedrale liegt, wurde erst zwischen 1887 - 1912 fertiggestellt. Über 500 Jahre lag die ursprünglich schlichte und schmucklose Fassade im Schatten der römischen Stadtmauer - der Haupteingang der Kathedrale befand sich an der Plaça de Sant Iu.
Die Kathedrale war nicht das erste Gotteshaus, das an dieser Stelle gebaut wurde, seit der Antike befanden sich hier bereits mehrere Tempel verschiedener Epochen. Während der Blütezeit der Krone von Aragón wurden die meisten Kirchen der heutigen Altstadt zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert vergrößert und verschönert.
Die Kathedrale von Barcelona wurde vom Klerikal finanziert und war die Kirche des Adels und der Reichen. Sie beherbergte einen Bischofssitz, weshalb man sie auch einfach nur La Seu (der Sitz) nennt. Das unterscheidet sie von den vielen Basiliken im gotischen Viertel und im angrenzenden Stadtteil El Born, die Gotteshäuser für die Mittelschicht und den Pöbel.
Rechts der Kathedrale verlaufen die Reste der römischen Stadtmauer unter der angrenzenden Casa de l'Ardiaca, wo der Erzdiakon (Stellvertreter des Bischofs) wohnte.
Portal del Bisbe
Vor der heutigen Plaça Nova auf der rechten Seite der Kathedrale lag das Haupttor von Barcino. Die Porta Praetoria war in drei Teile gegliedert: in der Mitte eine breite Pforte für Fuhrwagen und links und rechts davon jeweils eine engere Pforte für den Fußverkehr.
Die beiden antiken, halbrunden Wachtürme am heutigen Portal del Bisbe flankierten eines der Fußgängertore.

Der linke Turm diente im 7. Jahrhundert als Wasserdepot und wurde von zwei Aquädukten gespeist, eine Nachbildung markiert heute den Verlauf von einem der Aquädukte. Das Castellum Aquae (das Wasserdepot) wird im historischen Archiv in der Casa de l'Ardiaca konserviert.
Tipp: Der lauschige Innenhof der Casa de l'Ardiaca kann von der anderen Seite betreten werden.
Pont del Bisbe
Die Carrer del Bisbe ist eine der kürzesten Straßen von Barcelona und eine mit der längsten Geschichte. Als Teil einer der Hauptachsen des römischen Barcino führte sie schon damals zum politischen Zentrum der Stadt.
Auf halber Höhe spannt sich die Pont del Bisbe von der Casa dels Canognes hinüber zum Palau de la Generalitat. Die malerische Brücke ist eines der meistfotografiertesten Objekte im gotischen Viertel, dabei wurde sie erst im 20. Jahrhundert gebaut, um dem Präsidenten von Katalonien schnellen Zugang von seinem offiziellen Wohnsitz zum katalonischen Regierungssitz zu gewähren.

Manchmal fragen Touristen nach der Seufzerbrücke von Barcelona, dabei hat die Brücke nichts mit der Brücke in Venedig gemeinsam. Zugegeben hat der Präsident in letzter Zeit nicht viel zu lachen, wenn er sich über die Brücke auf den Weg zur Arbeit macht und von der Unabhängigkeit Kataloniens träumt.
Die Legende des Totenkopfs unter der Bischofsbrücke
Wenn man nach oben blickt, kann man an der Unterseite der Brücke einen von einem Dolch durchbohrten Totenkopf erkennen. Da niemand weiß, was der Bauer der Brücke mit dem Schädel symbolisieren wollte, zirkulieren zahlreiche urbane Legenden um die Bedeutung.
Es wird gemunkelt, dass der Totenkopf echt ist und wenn man den Dolch aus dem Schädel zieht, Barcelona in sich zusammenbricht.

Optimistischere Zungen behaupten, dass wenn man rückwärts unter der Brücke hindurchgeht, ohne den Schädel dabei aus den Augen zu verlieren, sich ein Wunsch erfüllt. Wer also den Wunsch hat, den Schädel zu fotografieren, dem empfehle ich genau das zu tun.
Plaça de Sant Jaume - das Verwaltungszentrum von Barcelona
Die Plaça de Sant Jaume ist der politische Sitz der Stadt, hier liegen sich das Rathaus (Ajuntament de Barcelona) und der katalanische Regierungssitz (Palau de la Generalitat de Catalunya) gegenüber.
Das Ajuntament de Barcelona ist an den 4 Flaggen zu erkennen - von links nach rechts wehen hier die Flagge von Barcelona, von Spanien und von Katalonien (die mit den vier Blutstreifen) und erst seit kurzem auch die Flagge der EU.
Schon seit 1369 beherbergte das Gebäude im Salon de Ciento den "Rat der Hundert", dem Vorläufer des heutigen Stadtrats. Ursprünglich fanden die Sitzungen auf den halbkreisförmigen Treppen vor dem Königspalast auf der Plaça Reial statt.
Die neoklassizistische Fassade zur Plaça de Jaume wurde erst im 19. Jahrhundert angebaut, der ursprüngliche Haupteingang mit der gotischen Fassade liegt um die Ecke auf der Carrer de la Ciutat (links am Rathaus vorbei).

Das Rathaus kann jeden Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr von innen besichtigt werden. Es finden auch geführte Touren statt, wofür man sich aber vorher anmelden muss, alle Info findet ihr auf der Webseite des Ajuntament de Barcelona.
Der Palau de la Generalitat ist eines der wenigen mittelalterlichen Gebäude in Europa, das seit dem 15. Jahrhundert in Betrieb ist. Wie auch das Rathaus haben die Fassaden des Palau unterschiedliche Baustile: Die Hauptfassade zur Plaça de Sant Jaume wurde von italienischen Renaissancepalästen inspiriert und um 1600 fertiggestellt.
Die ursprüngliche, gotische Fassade aus dem Jahr 1418 zeigt zur Carrer del Bisbe und ist mit Wasserspeiern und einem Medaillon mit dem Abbild des Drachentöters Sant Georg verziert.

Die wahren gotischen Schätze befinden sich verborgen im zentralen Patio und der Capella de Sant Jordi (Kapelle des heiligen Georg) im Inneren des Palau.
Der Palau de la Generalitat bietet am zweiten und vierten Wochenende jeden Monats kostenlose Führungen an, Voranmeldung ist erforderlich.
In Barcino lag an der Stelle des Palau de la Generalitat das römische Forum, dominiert von einem großen Tempel, der dem Augustus-Kult gewidmet war.
Säulen des Augustus Tempel
Im Herzen des Barri Gòtic erhebt sich kaum merklich der höchste Punkt der Altstadt, wo c.a. 15 - 10 v. Chr. die römische Kolonie Barcino gegründet wurde.
Hier, auf dem Mont Taber, verbergen sich die bedeutendsten Relikte des antiken Barcinos: die Säulen des Augustus Tempel.
Lange Zeit wurden den Säulen, die im Innenhof eines unscheinbares Wohnhauses im Carrer del Paradís 10 aufragen, nicht die Beachtung geschenkt, die ihnen gebührt, was sich in den letzten Jahren aber dank Social Media geändert hat.

Der Augustustempel dominierte mit einer Länge von 37 Metern und einer Breite von 17 Metern den östlichen Teil des römischen Forums und wurde vermutlich im 1. Jahrhundert von Kaiser Tiberius errichtet, der den Kult um seinen Vorgänger nach dessen Tod verbreitete.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Tempel von moderneren Gebäuden absorbiert, drei der Säulen in der Carrer Paradís stehen schon seit über 2000 Jahren an dieser Stelle.
Eine vierte Säule (ganz rechts im Bild) stammt von einem anderen Fundort an der Carrer de la Llibretería und wurde aus den Resten von zwei zerstörten Säulen zusammengepuzzelt. Sie war lange Zeit auf der Plaça del Rei ausgestellt, bis sie versetzt wurde um Teil der heutigen Ausstellung des MUHBA (Museu d'Història de Barcelona) zu formen.
Plaça del Rei
Die Plaça del Rei war das Machtzentrum im mittelalterlichen Barcelona und wenn die Mauern der angrenzenden, historischen Gebäude sprechen könnten, herrschte auf diesem Platz wahrscheinlich ein Riesengeschrei. Nicht nur fanden hier Märkte und die ersten Stierkämpfe in Barcelona statt, sondern auch öffentliche Hinrichtungen.
Die Gebäude auf der Plaça del Rei stammen aus verschiedenen Jahrhunderten und erfuhren im 20. Jahrhundert eine gotische Umgestaltung, indem der ursprünglichen Struktur Elemente hinzugefügt wurden.
Das älteste Gebäude auf der Plaça Reial ist der Palau Reial Major aus dem 11. Jahrhundert, der den Grafen von Barcelona und später den Königen von Aragón als Palast diente.
Die fächerförmige Treppe führt zu dem bedeutendsten und schönsten Saal im Inneren des Palau Reial, dem Salón de Tinell und es hält sich das Gerücht, dass hier Christoph Kolumbus nach seiner Rückkehr aus der neuen Welt von den katholischen Königen Ferdinand II und Isabella empfangen wurde.
Allerdings liegen über diese historische Begegnung keine Beweise vor und das Treffen könnte auch außerhalb von Barcelona in einem Kloster stattgefunden haben. Heute beherbergt der Saal temporäre Ausstellungen, die Teil des MUHBA sind.
Auf den selben Treppenstufen wurde ein Jahr zuvor (1492) ein Mordanschlag auf König Ferdinand ausgeübt und der Attentäter, ein unterdrückter Bauer, anschließend auf der Plaça del Rei hingerichtet.
Etwas abseits des Platzes liegt das Frederic Marès Museum, das Teil des Palasts war. Marès war ein privater Sammler katalanischer Kunst, die besichtigt werden kann. Auch ein (kostenfreier) Blick in den malerischen Innenhof lohnt sich und viele nutzen diesen ruhigen Ort für eine kurze Verschnaufpause abseits vom Touristentrubel.
Rechts vom Palast thront die Capilla de Santa Àgata aus dem 14. Jahrhundert auf der antiken römischen Stadtmauer. Direkt in der bis zu 8 Meter breiten Mauer lag das engste Haus von Barcelona, in dem im Mittelalter der Henker wohnte. Er war naturgemäß kein besonders beliebter Zeitgenosse und angeblich wollte ihn niemand in der Nachbarschaft haben.
In der Mauer lebte der Gesetzvollstrecker in einer Art Niemandsland - weder innerhalb noch außerhalb der Stadt. Außerdem hatte er es nicht weit bis zu seiner Arbeitsstelle - gleich nebenan lagen die Kerker und auf der Plaça del Rei fanden die öffentlichen Hinrichtungen statt.

Ebenfalls aus dem 14. Jahrhundert stammt die Casa Padellàs, die gleichzeitig das neueste Gebäude des mittelalterlichen Komplex ist. Wie ist das möglich?
Die Casa Padellàs war eines der Wohnhäuser, die dem Bau der Via Laietana weichen mussten und die dank ihrer historischen Bedeutung 1931 Stein für Stein abgetragen und versetzt wurden.
Heute liegt die Casa Padellàs auf der rechten Seite der Kapelle und formt den Eingang des geschichtlichen Museums von Barcelona MUHBA (Museu d'Història de Barcelona).
Über dem Palast erhebt sich der Wachturm Mirador del Rei Martí aus dem 16. Jahrhundert, der über 150 Jahre nach dem Tod des letzten katalanischen Monarchen gebaut wurde.
Auf der linken Seite des monumentalen Komplex liegt der Palau de Lloctinent, der ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt und die offizielle Residenz des Vizekönigs war. Im 18. Jahrhundert diente der Vizepalast als Sitz der spanischen Inquisition.
Richtig historisch wird es unter der Plaça del Rei, wo Reste der römischen Kolonie entdeckt wurden, die ebenfalls Teil des MUHBA sind und im Untergeschoss des Museums bestaunt werden können.
Das Barri Gòtic sitzt buchstäblich auf einem archäologischen Schatz und wann immer heute Bauarbeiten in der Altstadt stattfinden, kommen neue antike Schätze zutage, was zwar hinderlich für das Voranschreiten der Bauarbeiten ist, aber wertvoll um die Geschichte Barcelonas zu verstehen.
El Call
Im Gassengewirr zwischen der Kathedrale und der Basilika Santa Maria del Pi lag im Mittelalter das Call, einem der ältesten Judenviertel Europas. Um sie vor den christlichen Einwohnern Barcelonas zu schützen, wurden nachts die Tore zum Judenviertel geschlossen.
Als Ende des 14. Jahrhunderts die Pest in Europa wütete und die jüdische Bevölkerung als Sündenböcke ausgekoren wurden, wurde das Call (und viele andere jüdische Siedlungen in Europa) angegriffen und 1391 schließlich bei antisemitischen Anschlägen zerstört. 1492 wurde die Juden aus Spanien vertrieben, nur eine Handvoll blieb zurück, die zum Christentum konvertierten.
Tipp: Im Dekorationsgeschäft S'Oliver (Carrer dels Banys Nou 10) kann man im hinteren Teil des Ladens das Gewölbe eines jüdischen Ritualbads für Männer bestaunen. Das Bad für die Frauen befand sich vermutlich in der Carrer Palla 8, im Untergeschoss des Café Caeleum.
Die römische Stadtmauer
Seit der Gründung 15 - 10 v. Chr. zog sich um Barcino eine Stadtmauer, welche über die Jahrhunderte, als Barcelona wuchs und an Bedeutung gewann, verstärkt und erweitert wurde, bis sie schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde.
Alle heute erhaltenen Reste stammen von der zweiten römischen Stadtmauer aus dem 3. - 4. Jahrhundert.
Nach dem Bau der dritten Stadtmauer im Mittelalter verlor die römische Mauer ihren ursprünglichen Nutzen und wurde teilweise als Fundament für modernere Gebäuden wiederverwendet, wie es bei der Capella de Santa Àgata auf der Plaça del Rei der Fall war.
Besonders gut sieht man die Mauer auf der anderen Seite der Kapelle entlang der Carrer Tapineria, vor der Plaça de Ramón Berenguer.

Auch auf der Plaça dels Traginers sind die Reste der Stadtmauer gut zu sehen, zusammen mit einem der runden Türme, die zu Verteidigungszwecken errichtet wurden.
Tipp: Auf der lauschigen Plaça direkt an der Mauer kann man im Café Babel gut eine Kleinigkeit essen oder ein Bierchen trinken.

Von den beiden Aquädukten, die das römische Barcino seit dem ersten Jahrhundert v. Chr. mit Wasser versorgten, sind kaum noch Reste vorhanden. In der Carrer de Duran i Bas können im Gemäuer einiger moderneren Gebäude noch vier Bögen des zweiten Aquädukts erspäht werden.
Das antike Bauwerk diente seit dem 13. Jahrhundert als Trennwand zwischen Häusern verschiedener Epochen und wurde erst 1988 als Teil der römischen Wasserleitung entlarvt. Beide Aquädukte liefen an der heutigen Plaça Nova am ehemaligen Stadttor zusammen, wo sich heute eine Nachbildung einer der Bögen befindet.
Römische Via Sepulcral (Plaça de la Vila de Madrid)
Auf der Plaça de la Vila de Madrid wurden 1956 die Überreste eines antiken römischen Friedhofs aus dem 1. - 3. Jahrhundert entdeckt. Die Gräber waren über die Jahrhunderte unter angeschwemmten Ablagerungen begraben und sind infolgedessen relativ vollständig und gut erhalten, was sie einzigartig macht unter den antiken Fundstücken in Barcelona.

Im Gegensatz zu den Christen im Mittelalter begruben die Römer ihre Toten außerhalb der Stadtmauern entlang der Straßen. Von der Lage der Gräber an einer der Nebenstraßen abseits der Stadtmauern und von der Schlichtheit der Grabsteine kann man schließen, dass an der Fundstätte auf der Plaça de la Vila de Madrid Tote aus der Mittel- und Unterschicht begraben liegen.
Die Plaças des Barri Gòtic - Friedhöfe und Terrassenbars
Bei schönem Wetter sind die zahlreichen Plaças in Barcelona ein beliebter Treffpunkt, um das Treiben der Stadt zu beobachten und daran teilzuhaben. Ursprünglich waren diese lebhaften Plätze für viele die letzte Ruhestätte.
Im Mittelalter war es unter den Christen üblich, die Toten direkt neben den Kirchen in der Stadt zu bestatten, was zu Epidemien führte und schließlich verboten wurde. Heute befinden sich auf den ehemaligen Friedhöfen einige der schönsten Plätze von Barcelona.
Plaça del Pi
Um die Basílica de Santa Maria del Pi liegt einer der malerischsten Plätze des gotischen Viertels. Die Basilika selbst erscheint, wie viele Kirchen im katalanischen Gotikstil, auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend.
Dabei war der 54 Meter hohe Glockenturm im Mittelalter lange Zeit das höchste Gebäude in Barcelona und eine echte architektonische Meisterleistung. Es wird sogar gemunkelt, dass der Baumeister einen Pakt mit dem Teufel schloss, um den Glockenturm fertigzustellen, der immer wieder in sich zusammengefallen war.
Ihren Namen verdankt die Kirche einer weiteren Legende, nach der ein Fischer ein Marienbild in einer der Kiefern entdeckte, die hier wuchsen. Im Christentum symbolisiert die immergrüne Kiefer wie der Tannenbaum das ewige Leben. Die einzige Kiefer, die auf dem Platz noch die Stellung hält, wurde 1985 gepflanzt.

Auf der idyllischen Plaça liegen einige nette Terrassenbars, zum Beispiel die traditionelle Bar del Pi (an der Plaça Sant Josep Oriol) oder der Taller de Tapas.
Die beste Position direkt an der Kirche hat die Travel Bar auf der angrenzenden Plaçeta del Pi, wo es allerdings von englischen Backpackern wimmelt und das Getränke- und Essensangebot dementsprechend angepasst ist (hier werden Pints statt Copas serviert).
Plaça de Sant Felip Neri
Dieser schattige und ruhige Platz beherbergt eines der wenigen barocken Gebäude der Stadt, die Església Sant Felip Neri.
Es heißt, dass der gottesfürchtige Antoni Gaudí fast täglich zu dieser Kirche kam, um zu beten. Doch das half ihm nicht viel - eines schicksalhaften Tages wurde er auf dem Weg zu seiner Gebetsstunde von einer Straßenbahn überfahren und unterlag einige Tage darauf den tödlichen Wunden.

Am Gemäuer der Kirche sind deutlich die Spuren einer während des spanischen Zivilkriegs einschlagenden Bombe zu erkennen, die viele im Gewölbe der Kirche Zuflucht suchenden Menschen tötete, darunter Kinder der angrenzenden Schule.

Den Brunnen auf der Plaça de Sant Felip Neri zierte ursprünglich die Statue des Schutzheiligen, die geklaut und durch eine andere Statue (der Student) ersetzt wurde. Doch auch diese Statue wurde stibitzt und bei meinem letzten Besuch war der Sockel leer.
Plaça Reial - Der königliche Platz von Barcelona
Die schicke und weite, mit Palmen bestückte Plaça Reial ist einer der neuzeitlicheren Plätze des Barrí Gótic und den "katholischen Königen" gewidmet.
Auf der Mitte des Platzes war eigentlich eine Statue von König Fernando II von Aragón vorgesehen, stattdessen errichtete man später den Brunnen Font de les Tres Gràcies, welcher extra aus Paris angeliefert wurde. Das passt auch viel besser zu dem neoklassizistischen Stil des Platzes, dessen Inspiration der Palais Royal in Paris war.
Heute wie damals wird die Plaça Reial von zahlreichen Terrassenbars und Restaurants umringt, die einen privilegierten Blick auf das bunte Leben auf dem Platzes gewähren.
Im Mittelalter befand sich auf dem Grundstück das einzig legale Bordell Barcelonas. Prostitution wurde im Mittelalter zwar geduldet, durfte aber nicht promoted werden. Die Bordelle befanden sich zwischen normalen Wohnhäusern und waren nur an den Carassas in der Nähe der Eingänge zu erkennen. Mehr über die Carassas und weitere "Geheimtipps" erfahrt ihr in meinem Artikel Barcelona Geheimtipps.
Nach dem spanischen Erbfolgekrieg ging das Gebäude in den Besitz von Kapuzinermönchen über, deren altes Kloster im Krieg zerstört wurde.

1848 wurde mit dem Bau der Plaça Reial begonnen. In der engen Altstadt gab es damals kaum öffentliche Plätze und die Bourgeoise sehnte sich nach einer Plaça Mayor - einem Treffpunkt für die Mittel- und Oberschicht und Zentrum des sozialen Lebens.
Schnell siedelten sich an der Plaça Reial die schicksten Cafés und Restaurants der Stadt an, mit so kosmopolitischen Namen wie Restaurant de Paris, Café Suizo, Café Restaurante de Europa und sogar Café del Universo. Das bekannteste war das Café Restaurante de Francia, dessen Koch bereits Napoleon dem Dritten seine Schnecken zubereitet hatte und der die katalanischen Oberklasse in die hohe Kunst des Essens und Trinkens einführte.
Die Plaça Reial entwickelte sich zum politischen Zentrum der Stadt, die wichtigsten Blätter hatten hier ihre Redaktion, politische Clubs siedelten sich an und auf dem Platz wurden öffentliche Debatten abgehalten.
Die Laternen, die nachts die Plaça Reial erleuchten, wurden 1879 von einem jungen Antoni Gaudí entworfen und gelten als eines seiner frühesten Werke.

Die Entstehung des Eixample war der Anfang des Untergangs der Plaça Reial. Die Reichen zogen um auf den Passeig de Gràcia, gefolgt von den Geschäften, die vom Handel mit der Oberklasse lebten und in der Altstadt blieb die Arbeiterklasse zurück.
Die Plaça Reial wurde zum Umschlageplatz für Drogen und Schauplatz von Prostitution und Kriminalität; 1988 eskalierte die Situation als zwei Banden von Drogendealern auf dem Platz mit Messern und Macheten aufeinander losgingen.
Nach den olympischen Spielen erlebte der Platz eine Renaissance, die Plaça Reial entwickelte sich zu einer Touristenattraktion und neue Terrassenbars siedelten sich an.
Tipp: Versteckt in einem Wohnhaus liegt der ehemalige Club der Pfeiffenraucher Nou Pipa Club. Heute ist der exklusiv anmutende Club gefüllt mit Cocktail schlürfenden Expats.
Ebenfalls an der Plaça Reial liegt der ikonische Jamboree Jazz & Dance Club, wo Live-Konzerte abgehalten werden (hauptsächlich Jazz und Blues).
Es gibt noch viele, viele weitere Plätze und Plätzchen im gotischen Viertel.
Zum Beispiel die Plaça Sant Just, die verglichen mit der Plaça Reial eher unscheinbar (und viel ruhiger) ist, aber trotzdem eine meiner liebsten Ecken im gotischen Viertel.
Laut der Überlieferung ist die Kirche Sant Just die älteste Kirche in Barcelona, aber von der romanischen Kirche aus dem 9. Jahrhundert ist heute nichts mehr erhalten und heute erhebt sich hier ein gotischer Tempel aus dem Jahre 1342.
Die Kirche kann innerhalb der Öffnungszeiten auch von innen besichtigt werden und gegen 3 EUR kann man hoch auf den Glockenturm, von dem man einen schönen Rundumblick hat.
Gegenüber der Kirche liegt einer der ältesten Brunnen von Barcelona aus dem Jahre 1367, ebenfalls im gotischen Baustil, die neoklassizistischen Elemente und das Abflussbecken am Boden wurden 1831 hinzugefügt.
Im Café de l'Àcademia kann man nett Tapas essen und auf der kleinen Terrasse direkt vor dem Brunnen auch draußen sitzen.
Die Plaça del George Orwell ist nicht sonderlich sehenswert, aber bei einem Spaziergang durchs gotische Viertel wird man unweigerlich daran vorbeikommen.
Der Platz ist so unscheinbar, dass er viele Jahre keinen Namen hatte und umgangssprachlich Plaça Tripi gennant wurde, da er in der jüngsten Vergangenheit als Umschlagplatz aller Art verbotener Waren (hauptsächlich Drogen) missbraucht wurde.
Erst sechs Jahre nach seiner Entstehung 1996 wurde der Platz offiziell nach dem Schriftsteller George Orwell benannt, der einige Monate in Barcelona verbrachte. Ironischerweise (wer Orwells Buch 1984 gelesen hat) wurde der Platz zum ersten Ort der Stadt, der von Videokameras überwacht wurde, um dem illegalen Drogenhandel Einhalt zu gebieten.
Auch die surrealistische Statue, die den Platz verunstaltet ziert, erinnert an ein Auge oder eine Kamera und trägt den schlichten Namen Monument. Die Bars und Restaurants mit Terrassenwirtschaft sind hier etwas günstiger als auf privilegierteren Plätzen, zum Beispiel die alternativ angehauchte Bar Oviso.
Weitere kleine, aber sehenswerte Plätze sind die Plaça del Regomir und die Plaça dels Traginers, wo noch Reste der römischen Stadtmauer zu sehen sind.
Geheimtipp im Barri Gòtic
Und zum Schluß verrate ich euch noch einen der schönsten Fotospots im gotischen Viertel.
Diesen Blick auf die Statue der Schutzheiligen von Barcelona, die das Kuppeldach der Basílica de la Mercè krönt, könnt ihr von der Carrer del Carabassa genießen.

Mercè befreite Barcelona laut Legende im 13. Jahrhundert von einer Heuschreckenplage und wird seit jeher als Co-Schutzpatronin der Stadt gefeiert.
Sehr zum Verdruss der Santa Eulàlia, der bis dahin einzigen Schutzheiligen, die am Tag der Mercè, der in Barcelona am 24. September mit vielen Festlichkeiten gefeiert wird, bittere Tränen der Eifersucht vergießt und es darum an diesem Tag traditionell regnet.
Die Gasse verbirgt noch ein weiteres Geheimnis: ein kleines Steingesicht in der Wand deutet darauf hin, dass sich hier im Mittelalter ein Bordell befand.
Alles über die Carassas könnt ihr in meinem Artikel Geheimtipps in Barcelona nachlesen.
Gotische Bauwerke außerhalb des Barri Gòtic
Es war Joan Rubió, der Erbauer der Pont del Bisbe, der sagte, es gäbe nicht mehr als sechs Häuser im Barrí Gòtic, die man ruhigen Gewissens als gotisch bezeichnen könnte.
Tatsächlich befinden sich einige der schönsten Gebäude im katalanischen Gotikstil außerhalb des gotischen Viertels.
Unweit des Barri Gòtic, im angrenzenden Stadtteil El Born, erhebt sich die Kathedrale Santa Maria del Mar und zeugt vom Gedeihen des ehemaligen Seefahrerviertels im Mittelalter.
Auch das Kloster von Pedralbes gilt als Musterbeispiel des Baustils und beeindruckt mit dem größten gotischen Kreuzgang Europas.

Auf der Mitte der Ramblas, auf Höhe einer der ehemaligen Stadttore, liegt das Gran Teatro del Liceu, das renommierteste Theaterhaus von Barcelona. Die relativ schlicht wirkende Fassade ist eines der weiteren Beispiele des wahren katalanischen Gotikstils.
Das heutige Museu Marítim befindet sich in den königlichen Werften von Barcelona, die 1283 gebaut wurden und weitgehend unverändert blieben. Eine der Hauptattraktionen des Museums ist eine Nachbildung der königlichen Galeere von Johann von Österreich.
Essen, trinken & tanzen im Barri Gòtic
Das Barri Gòtic ist ein verhältnismäßig teures Pflaster, was natürlich mit den vielen Touristen zusammenhängt, welche (ungewollt) die Preise in die Höhe treiben. Fast alle Bars im gotischen Viertel bieten eine Auswahl an typischen Tapas an, aber auch ethnische, vegetarische und vegane Restaurants findet man im Barri Gòtic an fast jeder Ecke.
Ausgiebig Essen kann man in anderen Stadtteilen generell günstiger und authentischer, die besten Tapas Bars findet man im angrenzenden Stadtteil El Born und wer gute Paella, Fisch oder Meeresfrüchte essen möchte, dem ist der maritime Stadtteil Barceloneta zu empfehlen.
Restaurants und Tapas Bars im Barri Gòtic
Café de l'Academia (Carrer de Lledó 1) - Gemütliches Restaurant in historischem Gebäude, mit kleiner Terrasse auf einem der ältesten Plätze im gotischen Viertel (Plaça Sant Just ). Hier kann man katalanische Leckerlis wie Cap i Pota (ein Gericht aus Schweinsschnauze und -füßen), oder Schnecken mit Romesco Sauce, aber auch weniger exotische Gerichte und Tapas kosten.
Els Quatre Gats (Carrer de Montsió 3) - Geschichtsträchtiges Restaurant, das Anfang des 19. Jahrhunderts von der Künstlerszene Barcelonas frequentiert wurde, der junge Picasso hielt im Quatre Gats seine allererste Ausstellung ab. Woody Allan filmte hier später eine Szene seines Films Vicky Cristina Barcelona.
Vinatería del Call (Carrer Salmó Ben Adret 9) - Urgemütliche Wein und Tapasbar im ehemaligen jüdischen Viertel.
Los Caracoles (Carrer dels Escudellers 14) - historisches Restaurant wo nicht nur Schnecken (caracoles) und Paella (mit oder ohne Schnecken) sondern auch gute Brathendl zubereitet werden.
Casa de Molinero (Carrer de la Mercè 13) Urige Taverne mit Holzbänken und von der Denke hängendem Schinken. Zu Tapas kann Cidra (Apfelmost) oder Vermut vom Fass gekostet werden. Einige der wenigen Bars in Barcelona, die noch Leche de Pantera (Panthermilch) anbieten, ein Cocktail aus Gin, Kondensmilch und Zimt.
Colom (Carrer dels Escudelleres 33) - Sehr leckere Paella und auch die Tapas und die Sangria können sich schmecken lassen.
Bodega La Palma (Carrer de la Palma de Sant Just) - Gemütliche Bodega in einer kleinen Seitengasse, zur spanischen Mittagszeit kann es sehr voll werden. Ideal für ein paar Tapas und einen Vermut, vor allem die Tortillas sind sehr lecker und auch die Crema Catalana.
Die beliebten Pintxos Im Carrer Vidre 8, in der Nähe der Plaça Reial, befindet sich die kleine, gemütliche
Bodega Biarritz 1881 (Carrer Nou de Sant Francesc 7) - Kleine, schummrige Tapasbar mit Tapas-Überraschungsmenüs zu verschiedenen Preisen. Keine Reservierung erforderlich (allerdings solle man damit rechnen, Anstehen zu müssen).
Bodega Vasconia (Carrer d'en Gignàs 13) - Bodenständige, authentische Bodega mit leckeren Tapas und guter Sangria.
Vegetarische Restaurants im Barri Gòtic
La Cereria (Baixada de Sant Miquel 3) - ehemalige Kerzenfabrik mit umfangreicher Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen sowie handgebrautem Bier und ökologischen Weine. Nette Terrasse in einer ruhigen Fußgängerpassage.
Rasoterra (Carrer del Palau 5) - Veganes Slow-Food Restaurant verschiedenen Menüauswahlen, unter anderem auch veganer Paella (bzw. Arroz, wie sie in Katalonien genannt wird).
Salterio (Carrer de Salomó Ben Adret 4) - gemütlicher Teesalon mit kleiner Auswahl an orientalischen vegetarischen und organischen Speisen. Man sollte etwas Zeit mitbringen, aber Teetrinker sind ja von Natur aus geduldige Menschen.
Bistros und Cafés im gotischen Viertel
ARTiSA (Calle de Colom 2) - unter den Arkaden vor der Plaça Reial. Frühstück, Brunch, Cafés, Smoothies, Churros, Kuchen, süße und salzige Crepes, selbstgemachtes Eis..und alles aus ökologischen Eiern und Milch. Das ARTiSA hat auch eine kleine Terrasse, von der es sich gut die von der Rambla zur Plaça Reial gehenden Menschen beobachten lässt.
Caelum (Carrer de la Palla 8) - Institution in Barcelona, mit einer großen Auswahl an Tees und katalanischen Backwerken, die in den umliegenden Klöstern hergestellt werden. Der der größte Teil des Cafés verbirgt sich im gewölbeartigen Untergeschoss, wo sich einst ein rituelles jüdisches Tauchbad befand.
Federal Café Gótico (Ptge de la Pau 11) - Minimalistisch eingerichtetes, geräumiges Café mit umfangreicher Frühstücks- und Brunchkarte. Viele Locals kommen hier mit ihren Laptops her, um zu arbeiten.
Milk Bar& Bistro (Carrer d'en Gignàs 21) - Gemütliches Bistro mit Wohnzimmeratmosphäre. Tagsüber Brunch und abends coole Cocktail Lounge mit Bar Food.

Granja Dulcinea (Carrer de Petritxol 2) - eine der ältesten Granjas von Barcelona, mit Süßem zum Trinken und Essen.
Granjas waren ursprünglich Geschäfte mit Milchprodukten, heute kann man hier Süßspeisen und Backwerk naschen, zum Beispiel die in Spanien beliebten Churros (Xurros in Catalan) - in Fett frittierter Teigware, die in heiße Trinkschokolade getaucht wird. Auf dem Carrer de Petritxol waren früher eine ganze Reihe von Granjas ansässig, von denen die meisten aber schließen mussten.
Bars und Kneipen
Ocaña (Plaça Reial 13-15) - Mit dem Ocaña kann man nicht falsch liegen, tagsüber kann man gut auf der Terrasse mit Blick auf die Plaça Reial Kaffee trinken oder Tapas essen und abends im Ocaña Apotheke Cocktails schlürfen oder im Ocaña Club Live Konzerten lauschen.
Las Cuevas de los Rajahs (Carrer d'en Gignàs 2) - Höhlenartige und stimmungsvolle Cocktailbar mit Billardtisch, Live Music, Open Mic und Comedy Abenden.
Bar Mariatchi (Còdols 14) - Kleine, unkonventionelle Bar, je nach Tages- und Jahreszeit gemütlich und relaxed bis laut und vibrierend. Von Reggae, Rap, Rumba bis Rock, Live Music und spontane Impro-Einlagen der musikalischen Gäste. Mit gaaaanz viel Glück kommt man in den Genuss einer Jam-Session mit einem berühmten Stammgast der Bar: Das Mariatchi wird auch die Bar des Manu Chao genannt (Manu Chao ist aber nicht der Besitzer, wie oft behauptet wird).
Bosc de les Fades (Passatge de la Banca 7) - Die Kitschbar im Stil eines Feenwalds ist sehr beliebt bei Touristen und Expats.
Discos und Clubs
Jamboree Jazz & Dance Club (Plaça Reial 17) - Ikonischer, tunnelhafter Underground Club mit Djs und Live Music Events, von Jazz & Blues über Hip Hop bis House Music.
Karma (Plaça Reial 10) - Alt eingesessene Diskothek mit Terrassenbar direkt an der Plaça Reial. Hier wird Rock aufgelegt, was die Disco auch beliebt bei über 30-jährigen macht.
Shoppen am Portal de l'Àngel
Auf dieser beliebten Fußgängerzone befinden sich die Geschäfte zahlreicher Modeketten, angefangen vom berühmten Kaufhaus El Corte Inglés an der Plaça de Catalunya, über Pull&Bear, Bershka, Stradivarius usw.
Das Raima in der Carrer Comtal ist nicht nur das größte Papierfachgeschäft in Barcelona, sondern in ganz Europa. Auf 5 Etagen findet man hier alles was man braucht, um einen Brief zu schreiben (oder tausend Briefe). Auch Lederwaren, wie zum Beispiel Handtaschen, werden zum Verkauf angeboten und allerlei geschmackvolles Krimskrams. Tipp: Im letzten Stock befindet sich ein kleines, gemütliches Café und eine Rooftop Terrasse. Im Sommer finden auf dem Dach Events mit Live-Musik statt.